Freitag, 26. April 2024
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Die radikalste Krypto-Vision: Turbokapitalismus – und keiner geht hin

Bild © krypto-monitor.com

Während Kids an den „Fridays for Future“ auf die Straße gehen, gibt der Verwaltungsgerichtshof grünes Licht für den Bau der dritten Piste am Flughafen Wien-Schwechat.

Während in Österreich die Verkaufszahlen von Autos zurückgehen, besonders im urbanen Raum und ganz besonders bei jungen Menschen, werden Autokonzerne (noch dazu während sie uns betrügen) immer noch als sakrosankte Wirtschaftsmotoren von der Politik gestützt und geschützt.

Während es noch nie so wenig Krieg wie heute gab, stiegen 2018 die globalen Rüstungsausgaben auf ein 30-Jahre-Hoch von 1,8 Billionen US Dollar.

Diese Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Das Auseinanderdriften von Interessen der Gesellschaft und jenen der Wirtschaft nimmt immer skurrilere Formen an. Das Pyramidenspiel hat sich verselbstständigt. Alle Macht ist bei der Finanz, und dort multipliziert sie sich.

Es scheint, als fließe das Geld entgegen den Interessen der Menschen. Andererseits kommt niemand daran vorbei, Geld zu verwenden.

Unantastbares Monopol? Internet!

Exkurs: Ich startete ins Mediengeschäft bei der Tageszeitung KURIER in den frühen Neunziger Jahren – als Print, Radio und TV ein Informationsmonopol hatten. Wer mit der Masse kommunizieren wollte, kam an den Medien nicht vorbei. Dieser Flaschenhals war gut fürs Business, die Medienmacher gefielen sich in ihrer Machtposition. Niemand kam an ihnen vorbei.

Heute? Die meisten klassischen Formate sind ein Schatten ihrer selbst. Es hat sich entlang des Internet eine autonome Kommunikationswelt entwickelt. Das einstige Message-Monopol von TV, Radio und Print ist längst Geschichte.

Technologie hat in kurzer Zeit einen bis dahin undenkbaren Paradigmenwechsel ermöglicht. Wir verwöhnten Chefredakteure schielen heute mit Neid auf die Reichweiten von Influencern.

Unantastbares Monopol? Blockchain!

Was nun, wenn im Finanzwesen gerade ein ähnlicher Wandel stattfindet? Wenn sich unterhalb des Radars der Finanzwirtschaft ein Ökosystem etabliert, das abgekoppelt vom bestehenden ist und neue Interessen widerspiegelt?

Technisch möglich machen das bereits Kryptowährungen. Sie beweisen tagtäglich, dass der Handel ohne zentrale Steuerung funktioniert. Es bedarf keiner Zentralbank, keiner Kreditinstitute, keiner Zinsen und keiner Zinseszinsen: Kryptowährungen bewähren sich als technisches Konstrukt, bei dem Werte – vergleichbar mit Gold – nicht einfach vermehrt werden können, und bei denen das Kassabuch nicht manipuliert werden kann, da es vielfach in der Gemeinschaft entlang der Blockchain geteilt ist.

War das Internet der in Technik gegossene Informationsfluss, könnte man die Blockchain als rechnerisch umgesetztes Vertrauen definieren.

Aktuell ist der Markt mit weit mehr als 250 Milliarden US Dollar kapitalisiert. Der Bitcoin ist mehr als 10 Jahre alt. Wer hier noch immer von einem Bubble oder einem Strohfeuer spricht, steht tendenziell auf der Payroll einer Bank.

Stellen Sie sich vor…

Die mögliche Vision? Während Regierungen als Passagiere des Geldstroms anachronistisch agieren – Finanzwirtschaft und Kerosin nicht besteuern, die Fleisch- und Autoindustrie stützen, lieber Rüstung als Bildung fördern, oder wie die kürzlich geschasste österreichische Regierung eine Steuerreform mit wenig ökologischen Akzenten der Jugend in your face präsentieren –, genau währenddessen entwickeln sich die Interessen der nachkommenden Generationen diametral.

Und diese Interessen scheinen sich zunehmend nicht nur in Protest zu manifestieren, sondern sich auch ein eigenes Wertesystem zu schaffen.

Bisher war’s spätestens beim Bezahlen der Falafel oder der E-Roller-Miete vorbei mit der Systemverweigerung und man musste am klassischen, zentral gesteuerten, Geldsystem andocken. Spätestens hier mussten sich Millennials dem Diktat der zahlenmäßig überlegenen und sozial besser gestellten Babyboomer unterwerfen.

Was aber, wenn auch dieser Zwang wegfällt? Was, wenn Trump, Deutsche Bank, Nestlé & Co. weiterhin ihr Dino-Süppchen kochen, aber einfach niemand mehr dieses Süppchen braucht? Was, wenn sich eine Parallelgesellschaft ihre Parallelwirtschaft mit ihrer Parallelwährung schafft und die Dinos mit ihrem DKT-Spiel einfach aussterben lässt?

Stellen Sie sich vor, es ist Turbokapitalismus, und keiner geht mehr hin.

 

Sascha Bém / Bild © Thomas Aigelsreiter

Zum Autor: Sascha Bém ist Chefredakteur des Krypto-Monitors.

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