Dienstag, 15. Oktober 2024
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Irland sieht Licht am Ende des Tunnels

Mit einer prinzipiellen Einigung über die Verlängerung der Laufzeiten seiner Notkredite und der erfolgreichen Platzierung einer zehnjährigen Anleihe hat Irland wichtige Meilensteine auf dem Weg  zur geplanten Rückkehr an die Kapitalmärkte und den für Ende dieses Jahres geplanten Ausstieg aus dem internationalen Hilfsprogramm genommen.

[[image1]]Die EU-Finanzminister und die Eurogruppe haben sich in Dublin beim informellen Ecofin auf wichtige Konzessionen für die beiden Problemländer Irland und Portugal geeinigt. Sie haben prinzipiell vereinbart, Irland und Portugal sieben Jahre Aufschub für die Rückzahlung ihrer Rettungskredite zuzubilligen. Damit bekommt Dublin mehr Zeit, seine Kredite aus dem temporären Rettungsschirm EFSF zu tilgen und muss diese nun erst bis 2030 zurückzahlen. Durch die Konzessionen soll Irland und Portugal der Übergang erleichtert werden, wenn sie sich nach dem Auslaufen ihrer Hilfsprogramme wieder selbst an den Kapitalmärkten Geld besorgen müssen. Irland hatte im Dezember 2010 eine Finanzspritze über 67,5 Milliarden Euro von der EU und dem Internationalen Währungsfonds erhalten und musste sich im Gegenzug verpflichten, strenge Spar- und Reformauflagen zu erfüllen

Irische Regierung sieht Anlass für Optimismus

Während mit Zypern nun das fünfte Land der Eurozone milliardenschwere Finanzhilfen für seine kriselnde Wirtschaft in Anspruch nimmt sind die Iren optimistisch, dass sie ab Ende diesen Jahres wie geplant finanziell wieder auf eigenen Füßen stehen können. Grund zum Optimismus besteht: schließlich hat das kleine Land an der westlichen Peripherie Europas vor einigen Wochen erfolgreich eine zehnjährige Anleihe aufgelegt und dabei mehr Geld einsammeln können als geplant. Die erfolgreiche Auktion der Schuldenagentur NTMA war ein klarer Vertrauensbeweis der Finanzmärkte.  Die Nachfrage für die  Anleihe war enorm, so dass die NTMA sich entschloss das Volumen von drei Milliarden auf fünf Milliarden Euro aufzustocken. Die Rendite lag mit 4,15 Prozent unter den vergleichbaren Staatsanleihen Spaniens und Italiens. 82 Prozent der Anleihe gingen an nicht-irische institutionelle Investoren; ein Viertel davon stammten aus Großbritannien, zwölf Prozent aus Deutschland. „Irland hat es geschafft…es könnte das Hilfsprogramm von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) jederzeit verlassen“, lobte daraufhin Holger Schmieding, Chefökonom der Hamburger Privatbank Berenberg.

Gute Zensuren von der Troika

Jahrelang hatte Irland sich als „keltischer Tiger“ im Status eines Wirtschaftswunderlandes gesonnt, bis der Traum 2007 je endete. Denn die irischen Banken hatten mit günstigen Hypothekenkrediten eine Blase am Immobilienmarkt aufgepumpt. Nachdem die geplatzt war trudelten die Geldhäuser in eine bedrohliche Schieflage, so dass schließlich der irische Staat einspringen musste. Der allerdings konnte die schwere Last auf Dauer nicht alleine schultern, Irland musste Ende 2010 um internationale Finanzhilfen bitten. Als Gegenleistung muss sich das Land seither einem strengen Spar- und Reformdiktat unterziehen, das vierteljährlich von Experten der sogenannten Troika, bestehend aus EU, IWF und Europäischen Zentralbank, überprüft wird. Bisher stellten die Troika-Kontrolleure dem kleinen Land an der westlichen Peripherie Europas aber – anders als Griechenland – stets gute Noten aus.

Lob von IWF-Chefin Lagarde

Auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) Christine Lagarde lobte Irland jüngst bei einem Besuch in Dublin. „Was hier erreicht wurde ist eine großartige Leistung. Das Ausmaß der Defizitreduktion und die Entschlossenheit mit der das Sparprogramm umgesetzt wurde sind außergewöhnlich“, so Lagarde. Schon ihre Visite an sich war ein großer Vertrauensbeweis, denn noch nie zuvor hatte ein IWF-Chef Irland vorher persönlich aufgesucht. Signifikant war dies umso mehr als Lagarde bisher auch kein anderes EU-Problemland besucht hat: Sie war seit ihrem Amtsantritt weder in Griechenland noch Portugal, Spanien oder Italien. So kann ihr Aufenthalt in Dublin auch als Wunsch gedeutet werden eine der wenigen europäischen „Erfolgsstories“ zu unterstützen. Allerdings fand sie auch ein paar mahnende Worte: „Ich will nicht sagen, dass schon alles erreicht wurde was nötig ist –   vor allem im Bankensektor gibt es noch Einiges zu tun. Doch in fiskalpolitischer Hinsicht wurden bereits Zweidrittel des Weges zurückgelegt“, sagte sie.

Hohe Hypothekenschulden trüben das Bild

Trotz allem ist das Bild nicht ganz so rosig wie es scheint. Obwohl Irland bei seinen Vorbereitungen zum Ausstieg aus dem internationalen Hilfsprogramm von EU und IWF gute Fortschritte macht, und sein Haushaltsdefizit inzwischen auf unter acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes drücken konnte, werden die angeschlagenen Banken des Landes möglicherweise neues Kapital benötigen. Das könnte der im Herbst anstehende nächste Stresstest ergeben, heisst es in Zentralbankkreisen. Grund dafür ist der wachsende Berg an faulen Hypothekenkrediten.  Ende Dezember waren knapp zwölf Prozent aller privaten Hypothekenschuldner mehr als 90 Tage mit Zins- und Tilgung im Rückstand; etwa ein Viertel von ihnen sind schon mindestens zwei Jahre mit ihrem Schuldendienst im Verzug. Sollten Irlands Banken, die derzeit mit einer Kernkapitalquote von 10,5 Prozent zu den am besten kapitalisierten Instituten Europas gehören, tatsächlich neue Mittel benötigen, so hofft Irland auf Hilfe aus dem permanenten EU-Rettungschirm ESM. In Regierungskreisen wird argumentiert, der irische Steuerzahler habe schon genug Lasten für die Bankenrettung geschultert. Doch Deutschland und einige andere EU-Staaten sind dagegen, dass der ESM rückwirkend – also für Altlasten – angezapft wird.

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