Freitag, 6. Dezember 2024
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EZB-Zinssenkung: Mit Volldampf in den großen Crash

Mit dem Beschluss, Euro-Geld künftig (um 0,15%) zu verschenken, steuert die EZB Europa an die Wand. In ihrer Verzweiflung will sie sogar Asset Backed Securities ankaufen. Dabei wusste Ludwig von Mises bereits 1912: Politiker, die immer mehr Geld drucken, um kurzfristige Wirtschaftsbooms zu erzeugen, führen ihre Ökonomie in den Crash.

[[image1]]Seit Einführung der Gemeinschaftswährung Euro im Jahr 1999 hat die EZB ihre Geldmenge um stolze 121 Prozent ausgeweitet. Die Wirtschaft produziert seitdem aber nur um 19 Prozent mehr. Die Differenz? Ging in die Spekulation. Sie blies Aktien- und Immobilienmärkte auf. Krankenschwestern zockten in der Pause mit Aktien, BWL-Studenten kauften Anlegerwohnungen auf Pump.

EZB: Geld mit Hubschrauber

Milton Friedman meinte einmal, dass man im Notfall Geld drucken und mit dem Helikopter abwerfen müsse, damit die Menschen noch mehr einkaufen gingen. Hierzulande müsste keiner auf den Helikopter warten: Seit Freitag verleiht die europäische Zentralbank Geld (unter ihrem Chef Mario Draghi) für 0,05% Zinsen – pro Jahr. Zu diesen Konditionen können sich Geschäftsbanken Geld borgen, um es – mit einem Aufschlag versehen – dann an Firmen, Private und die öffentliche Hand weiter zu verleihen. 400 Milliarden an zusätzlichen Krediten will man so erzeugen.

Kein Wunder, dass sich die Bilanzen aller europäischen Bankinstitute seit 1999 auf 31.000 Milliarden Euro mehr als verdoppelt haben. Sie machen heute 316% des europäischen Euro-Bruttoinlandsproduktes aus. Wohlgemerkt: Das BIP stieg im selben Zeitraum lediglich um zarte 19 Prozent.

Und um Kapitalismus-Kritikern vorzugreifen: Die Idee billiger Zinsen kommt nicht von Bankenseite – im Gegenteil: Diese leben eher von (kalkulierbar) steigenden Zinsen. An vorderster Front standen Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände – und die Politiker fast aller Couleurs.

Europa: Einkommen durch Schulden ersetzt

Die immer billigeren Kredite ermöglichten es Europas Politik, auf unpopuläre Strukturmaßnahmen zu verzichten und die kränkelnden Sozialsysteme (mit hohen Budgetdefiziten) einfach durch (billige) Schulden zu finanzieren. Das ließ die Wettbewerbsfähigkeit der meisten europäischen Länder im letzten Jahrzehnt sinken.

Die billigen Kredite verführten Länder wie Spanien, in ökonomisch immer unsinnigere Projekte zu investieren: Mega-Flughäfen in menschenleeren Steppen, Gemeindezentren in sterbenden Orten, Bettenburgen in Städten, die dann doch nicht entstanden waren (in Österreich: Eisenbahntunnels für 15 Minuten Zeitersparnis).

Europa ist von seinen sozialistischen und keynesianistischen Politikern in eine Schuldenökonomie umgebaut worden. Nur immer noch mehr (geborgtes oder gedrucktes) Geld zu immer noch tieferen Zinsen kann das Beschäftigungsniveau der künstlich geschaffenen Sektoren jetzt noch im Gleichgewicht halten.

Kauft EZB nun Asset Backed Securities?

Das Problem ist nur: Das System hat sich mittlerweile totgelaufen: Trotz rekordhaft niedriger Zinsen steigt der Investitionswille von Staaten, Kommunen, Banken und Firmen nicht nur nicht mehr weiter an – die Nachfrage nach Krediten sinkt sogar. Diese sinkende Nachfrage bringt Firmen aber unter Druck, sie müssen ihre Preise senken – es kommt zur Deflation.

Obwohl namhafte Ökonomen das Problem erkennen, fehlt der Wille, das Finanzsystem grundlegend umzustellen (Vorbilder Schweiz und Schweden). Stattdessen hofft die (staatliche) EZB verzweifelt, die Investitionsunlust der heimischen Banken läge vielleicht an den toxischen Wertpapieren oder den Anleihen todgeweihter Euroländer in ihren Bilanzen.

Das letzte Aufgebot

Tatsächlich scheint die EZB ab Jahresende privaten Geschäftsbanken Asset Backed Securities („ABS“), Euro- und sogar Dollaranleihen abkaufen zu wollen. Angeblich will man sogar problemhafte Kreditpakete erwerben. Die Dimensionen sind gewaltig: Alleine für den Ankauf der ABS könnten bis zu 100 Milliarden Euro bereitstehen. Die Liquidität der Banken würde steigen und das sollte sie in Stimmung bringen, wieder in die Verschuldung des Kontinentes zu investieren.

Dabei unterliegen die Notenbanker der EZB einem großen Irrtum: Italienische, griechische oder französische Firmen verlangen zu wenig Kredite, nicht weil deren Banken über zu wenige Mittel verfügten. Sie tun es deshalb nicht, weil sie die Zukunft in ihren Ländern negativ einschätzen. Was soll italienische Firmeninhaber denn optimistisch stimmen? Dass die Schulden ihres Landes immer stärker steigen? Dass die öffentliche Hand immer noch teurer wird, obwohl sie immer weniger investiert? Dass Italiens Gewerkschaften seit 40 Jahren beharren, einmal eingestellte Mitarbeiter nicht mehr kündigen zu können? Dass junge Talente auswandern müssen, weil sie im verkrusteten Italien keine Zukunft mehr für sich sehen?

Kein Unternehmer investiert in solch einer Situation.

Der Crash ist programmiert

Als Mario Draghi am Donnerstag die Zinssenkung bekannt gegeben hatte, machten die Börsenkurse am nächsten Tag eine Freudensatz nach oben. Sie wissen, dass das kostenlose Geld schon bald auf Börsen- und Immobilienmärkten landen wird.

Die Strukturen eines alternden Europas, das langsam auf dem Nebengleis zum Auslaufen kommt, wird die Aktion nicht verändern. Stattdessen packt sie auf die Spitze der schon heute unvorstellbar hohen Finanzgeld-Türme weitere 400 Milliarden oben drauf.

Wer Mises („Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“) 1912 lesen konnte, der wusste, dass der Crash etwa um 1929 kommen musste. Die Lektüre dieses großen Österreichers ist dringend zu empfehlen. Zu deutlich blinken die Jahreszahlen „1929“ schon über der neuen EZB-Zentrale in Frankfurt.

 

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