Freitag, 29. März 2024
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Wenn BWL-Schulbücher vor Gewinnen warnen

Der Linksruck unserer Gesellschaft macht vor Wirtschaftsbüchern keinen Halt. Ein Lehrstück moralischer „Umerziehungsarbeit“ liefert der Trauner-Verlag mit seinen „Praxisblicken BWL und VWL V“ für Handelsakademien.

[[image1]]Europas Eliten orientieren sich seit jeher an egalitären, etatistischen und sozialistischen Ideen (Götz Aly). Hektisch drehen sie an den Rädchen, um die Menschen (immer wieder) zu hochmoralischen Weltbürgern umzuformen. Der Citoyen der Zukunft verabscheut Profitdenken, Eigennutz, Privatvermögen und Konzerne.  Er lebt für Kirche, Kollektiv und Kleinbetrieb  – und schützt dabei auch noch die Umwelt.

Unternehmertum? Nur nachhaltig, sozial und ökologisch!

Ein Kellner gründet eine Pizzeria, um sich ein Einfamilienhaus leisten zu können? Ein Automobil-Werk kauft Leder-Bezüge künftig in Ungarn, um die Rendite zu erhöhen? Geht es nach dem Trauner-Werk: Falsch gedachtes Unternehmertum. Als oberstes Ziel eines Produktionsbetriebes akzeptiert man gerade einmal „die Erhaltung der Existenz und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens“.
Von Wachstum, Renditen oder gar Profiten ist da nicht die Rede – alles „old school“. Gewinne sind nur erlaubt, „um neue Produkte zu entwickeln und in Anlagen zu investieren“. Also nichts mit Reichtum, Haus im Grünen oder dem ersehnten Anruf von Bill Gates.

Ökonomie an Stammtischen

Im Feldzug gegen Unmoral und Gier bedauert man bei Trauner: „Leider orientieren sich viele Unternehmen allein am Ziel der Gewinnmaximierung. Dies führt zu Fehlentwicklungen in der Wirtschaft und der Gesellschaft, z. B. zu Arbeitslosigkeit, da Unternehmen ihre Produktionen in Billiglohnländer verlagern.
Noch nie etwas von Arbeitsteilung gehört? Die Verlagerung der Schuhproduktion in die Lombardei entwickelte Italien in den 1960ern – so wie es die Verlagerung von Papier- und Automobilwerken nach Österreich etwas später tat. Wer Ricardo liest, der weiß, dass Freihandel die ganze Welt reicher macht – (ehemalige) Armenhäuser wie Südkorea, Japan oder China begannen ihren Aufstieg nur von einem niedrigeren Niveau aus.

Gewinn unter Nebenbedingungen

Wenn schon nach Profiten schielen, dann streng kontrolliert. Gewinne soll es „nur unter Nebenbedingen geben“. „Verantwortungsbewusste“ Firmenlenker strebten vor allem ökologische und soziale Ziele an. Und wer schon als HAK-Schüler so verkommen ist, nur an Profit zu denken, dem erklärt man es beim Formulieren nicht-monetärer Ziele: Eigentümer wollen „ökologisch handeln, die Produktion umweltfreundlicher gestalten und Arbeitsplätze erhalten“. Arbeitsaufgaben helfen in die bess´re Welt: „Analysieren Sie die „Business Ethics-Broschüre der OMV!“, „Formulieren Sie die Grundwerte des Non-Profit-Unternehmens Rotes Kreuz!“.

„Unternehmen wie Greenpeace verfolgen im Gegensatz zu Wirtschaftsunternehmen gesellschaftliche oder soziale Ziele“ – spätestens mit dieser Erkenntnis ist es auch HAK-Schüler klar: Sinnvolle Firmen verzichten auf Profite, unnütze verlangen nach ihnen – und verlagern Jobs ins Ausland.
Eine Marktlücke entdecken und dann Privatier? Selbstständig machen, um sich etwas für die Zukunft aufzubauen? Um Vermögen zu erschaffen oder einfach viel zu verdienen? Steht als Motiv für Firmengründer in der „New School“ nicht mehr auf der Liste. Nun arbeiten erfolgreiche Firmenchefs also für den Erhalt von Jobs. Unglücklicherweise ist dies so realistisch wie Supermarkt-Besucher, die aus dem Joberhaltungsmotiv möglichst teuer shoppen.

„Shareholder Value“ ade´

Vom Gedanken, eine Firma müsse möglichst viel Gewinn an die Eigentümer ausschütten, um deren Vermögen zu mehren, hält man nichts („Shareholder Value“). Viel zu kurzsichtig. Man betont das europäische Modell des „Stakeholder Values“. Demnach sollte sich eine Firma mit allen, die ein begründetes Interesse an ihr haben, gut stellen; also mit den Mitarbeitern durch das Zahlen guter Löhne („Bestimmte die nicht früher der Markt?“), mit den Lieferanten durch das Zahlen fairer Preise („Bestimmte die nicht früher auch der Markt?“), mit dem Staat durch das Zahlen hoher Steuern und mit der Umwelt durch den freiwilligen Schutz derselben („Bestimmte das nicht alles früher die Gesellschaft?“).

„Old School“

Die „Neue Schule“ verwechselt Volks- mit Betriebswirtschaftslehre und steuert die ökonomische Ausbildung gezielt auf Gymnasiumniveau. Ein kluger Unternehmer hat immer schon danach getrachtet, langfristige Bedingungen zu Mitarbeitern, Lieferanten oder Kunden aufzubauen – so was nennt man Hausverstand. Das Hauptmotiv erfolgreicher Unternehmen(sgründer) ist aber in allen Zeiten, Völkern und Kulturen (fast ausschließlich) die Verbesserung der eigenen materiellen Situation gewesen.
Es macht keinen Sinn, Unternehmern neue Ziele – wie die Sicherung von Arbeitsplätzen – anzudichten. Sehen  Firmen neue Chancen auf Profit, werden sie die Produktion steigern – ob mit oder ohne neue Jobs.

Gewinn ist die Triebfeder des Unternehmers und Erfinders. Das „Abfallprodukt“ erfolgreicher Entrepreneure sind gute Jobs und hohe Steuerleistungen. Je mehr erfolgreiche (und reich gewordene) Gründer eine Gesellschaft hat, desto reicher wird sie auch selber. Und desto anspruchsvoller werden deren Bürger gegenüber Umwelt, Tieren oder Mitbestimmung. Aber es ist die Gesellschaft, die soziale und ökologische Vorschriften für alle Betriebe gleichermaßen erlassen muss. Die einzelnen Betriebe werden es selber nur ausnahmsweise tun – es widerspricht ihrem Gewinnmotiv.
Gesellschaften, die solch simple Zusammenhänge leugnen oder weg-erziehen wollten, sind schon in den 1920ern gescheitert. Über das Scheitern alter Utopien liest man in den Schulbüchern der „New School“ schon lange nichts mehr.

 

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