Donnerstag, 25. April 2024
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Energiewende entlastet Exportbilanz

Erneuerbare Energie und Energieeffizienz bestimmen die Zukunft Europas. Von der Entlastung der Exportbilanz einmal abgesehen schafft die Energiewende neue Jobs, während der Import von Rohstoffen Umweltprobleme und Arbeitsplätze in Drittländer verlagert. Vorab braucht es jedoch ein umfangreiches Qualifizierungspaket.

[[image1]]Ökologische Gründe bilden nur ein Argument für die dringend erforderliche Energiewende. Umweltschutz, nachhaltiges Wachstum und Ressourcenknappheit fordern ihren Tribut an Industrie und Gesellschaft. Was fehlt sind geeignete Strukturprogramme, um die Abhängigkeit von kostenintensiven Rohstoffimporten zu minimieren. Zudem geht es um Arbeitsplätze. Experten setzen auf Smart Grids, nämlich intelligente Lösungen für brennende Probleme. Bis dato vermissen sie geeignete Konzepte. Fukushima hat mit einem Schlag eine Reihe von leider ziemlich unkoordinierten Aktionen ausgelöst, wobei auf nationaler Ebene teils sehr unterschiedliche Vorstellungen und Lösungsansätze ersichtlich werden. Steht für Deutschland der Ausstieg aus der Kernkraft im Vordergrund, geht es in Österreich um eine Reduktion der CO2-Emissionen.

Wettbewerbsfähigkeit unter Druck

Die Klimabelastung durch CO2-Emissionen sollte zu denken geben. Aktuellen Befürchtungen zufolge liegt der Temperaturanstieg bei 2 bis 4 Grad, was speziell für die stark besiedelten Küstenregionen in Deutschland, Dänemark und Polen dramatische Auswirkungen hat und 13 Millionen Menschen betrifft. Ein enormer Migrationsdruck wäre die unausweichliche Folge. Daneben gibt es noch weitere Aspekte: 500 Milliarden Euro jährlich für Energieimporte sind durchaus geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit Europas nachhaltig zu schwächen, speziell in Verbindung mit jährlich 800 Milliarden Euro aus Steuerbetrug. Die Energiewende muss realisiert werden. Doch wo ansetzen?   

Energiewende: Der Ritt ins Dunkle

Steigende Energiepreise bilden ein weiteres Problem für Europa. Peak Oil war 2005, so Manfred Pils, Austrian Power Grid. Es wird mehr gefördert als gefunden, ein weiterer Preisanstieg bei Öl und Gas ist nicht zu verhindern. Der Schiefergasboom in den USA liefert die falschen Impulse, es macht wenig Sinn, diesen Weg zu gehen, da diese Fördermethode auf Dauer gesehen kaum finanzierbar ist und die Voraussetzungen in Europa ganz andere sind. Dazu kommt eine komplett verfehlte Förderpolitik, die kaum Anreize für das erforderliche Umdenken liefert, wir schießen uns die Energiewende selber ab, so Pils weiter. Energie ist zum lukrativen Spekulationsobjekt mutiert und geeignet, die Börsenkurse zu Höhenflügen zu verleiten. Energieeffizienz wird leider unterschätzt. Die Einsparungen im Bereich Mobilität halten sich in homöopathischen Dimensionen. Smart Grids sind mangels geeigneter Speichermöglichkeiten für Strom eine praktikable Möglichkeit, zudem geht es um innovative Schlüsseltechnologien der Energieumwandlung. Die Schwachstelle liegt in der Finanzierung geeigneter Strukturen. Die aktuelle Kostenschieberei verzögert jeden Fortschritt, die Nichtoptimierung der Elemente verursacht Ineffizienz. 

Restrukturierung der Energiesysteme als Ausweg

Theresia Vogel, Klima- und Energiefonds, setzt ebenfalls auf Energieeffizienz. Österreich ist mit 34,3 % Eigenversorgung in 2011 gut positioniert. Ohne ein weiteres Massnahmenpaket wird es jedoch kaum möglich sein, die für 2020 gesteckten Ziele auch nur annähernd zu erreichen. Ein nationaler Energieeffizienzplan steht ebenso an wie ein geeignetes Verpflichtungssystem mit Sanktionen und einer Eigenverpflichtung des Bundes. Monitoring ist wichtig, spart jedoch keine Energie. Die aktuelle Strategie verdient gerade mal die Bezeichnung blauäugig und liefert kaum Kriterien der Nachhaltigkeit. Der Gebäudebereich bietet bis zu 40 % Sparpotenzial, im Bereich Beleuchtung sind 80 % Ersparnis erkennbar, sofern die LED-Technik den Markt erobert. Im Bereich von Gasmotoren sollten es 30 % sein, so Vogel über die Lage in Österreich. Es braucht jedoch ein tragfähiges Gesamtkonzept. Es fehlt an innovativen Elementen und einem praktikablen Energiemix, zumal wir uns vorerst ohnehin mit Übergangslösungen zufrieden geben müssen. Das klingt nach reichlich Arbeit. Doch schafft die Energiewende wirklich Arbeitsplätze?

Überzogene Hoffnungen bei Jobs

Der Nettobeschäftigungseffekt der Energiewende wird vielfach gerne unter den Tisch gekehrt. Alleine aufgrund der komplexen und kaum durchsichtigen Fördersysteme sind die tatsächlichen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt nur schwer nachvollziehbar. Der Gesamteffekt ist sicher positiv, jedoch mit Vorbehalten, da die einzelnen Energieträger nur sehr bedingt vergleichbar sind. Windkraft und Solarenergie steigen sicher besser aus als Biomasse, alleine wegen der dafür erforderlichen Importe. Aus Sicht der AK Wien, Abteilung Umwelt und Verkehr, fehlt es einmal mehr an integrativen Ansätzen in den  Berechnungen, die zwar alle möglichen Zahlen und Werte liefern, nur nicht das, worauf es ankommt. Generell dürften die positiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wesentlich bescheidener ausfallen als vielfach angenommen.

High-Tech Jobs ohne Breitenwirkung

Die Qualität der Arbeitsplätze wird vielfach vernachlässigt. Thermische Sanierungen sind gut für den Arbeitsmarkt. Die Jobs sind jedoch schlecht bezahlt, körperlich anstrengend und fallen vielfach in den Bereich Leiharbeit. Zudem kommt, dass bei Schlüsselpositionen im Vorfeld ein enormer Qualifizierungsbedarf besteht, um die Anforderungen zu erfüllen. Experten fordern einen Stakeholderprozess, um eine Roadmap für Qualifizierungen zu erstellen. Sie rechnen insgeheim mit einer beträchtlichen Kostenlawine.

Bessere Nachrichten gibt es im Bereich E-Mobilität. Neue Geschäfts- und Mobilitätsmodelle sollen für Aufschwung sorgen. Insider rechnen mit bis zu 150.000 neuen Jobs für die europäische Automobilindustrie, wobei dieses Beschäftigungspotenzial im Bereich der Spitzentechnologie angesiedelt ist und auf einem geänderten Mobilitätsverhalten basiert.
Für Österreich erwarten die Experten bis 2030 im Idealfall knapp 30.000 neue Jobs.

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