Die Wirtschaftsprognose für den Zeitraum 2013 – 2015 ist aus Sicht der OeNB ziemlich durchwachsen. Österreich ist noch halbwegs solide aufgestellt, der Drehmomentverlust der deutschen Wirtschaft gibt denken. Ökonomen haben den Abwärtstrend unterschätzt. Der Euroraum gilt als Schwachstelle der Weltwirtschaft.
[[image1]]Es ist nicht das erste Mal, dass die Wirtschaftsprognose für den Euroraum nach unten revidiert wird. Der Abwärtstrend wurde unterschätzt, der Euroraum gilt unter Experten als Schwachstelle der Weltwirtschaft. Univ. Prof. Dr. Ewald Nowotny, OeNB, spricht unverblümt von einem Armutszeugnis für die Zunft der Ökonomen. Gemeinsam mit Dr. Doris Ritzberger-Grünwald, der neuen Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft und Dr. Christian Gutlederer analysiert er die aktuellen Trends und Prognosen. Aus Sicht der Experten ist nur wenig Freude angebracht. Bis zum deutlich erkennbaren Aufwärtstrend wird es einen langen Atem brauchen.
Fehlende Nachfrage dämpft Erwartungen
Es ist bereits das zweite Jahr in Folge, dass die Binnennachfrage eine deutlich erkennbare Delle aufweist. Die Entwicklung in den einzelnen Staaten fällt recht unterschiedlich aus. Für Deutschland erwarten die Experten 2014 gerade mal 0,4 % Zuwachs, der Wachstumslokomotive geht sichtlich die Puste aus. Belgien stagniert, Frankreich liefert für 2013 rote Zahlen. Spanien und Italien liefern ebenfalls ein rückläufiges BIP, welches gerade mal von Portugal und eben Griechenland überboten wird. Die beunruhigende Entwicklung beweist, dass die Rezession mittlerweile auch die sonst so dynamischen Kernstaaten erreicht hat. Finnland schrammt 2013 gerade mal an der Stagnation vorbei, Österreich ist mit + 0,3 % solide aufgestellt. Alle hoffen auf die Trendwende, doch dazu braucht es Investitionen. Trotz deflationärer Entwicklung in den südlichen Ländern ist hierzulande eine vergleichsweise stabile Konjunktur erkennbar, zudem die steigenden Beschäftigungszahlen den Arbeitsmarkt beruhigen. Die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs ist gegeben, die Leistungsbilanz ist positiv.
Inflation: Alles stabil
Inflationsgefahr ist nicht unbedingt erkennbar. Die spekulative Eigendynamik der Energiepreise ist vorerst eingedämmt, zudem wollen die Experten ein geringer Defizit für 2013 ausmachen, als das Finanzministerium kalkuliert hat, was jedoch an der Methodik der EZB liegt, an welcher sich die OeNB orientiert. Der öffentliche Haushalt ist auf gutem Weg, der Konsolidierungspfad trägt Früchte. Die öffentliche Verschuldung dürfte 2013 den Höhepunkt erreichen, um danach rückläufig zu werden, auch wenn das länger dauert als ursprünglich angenommen. Das Lob für die Politik zählt doppelt, es kommt schließlich von der Nationalbank.
Hypothetische Entwicklung: Fiktiver Zuwachs bis 0,6 %
Das niedriges Zinsniveau und die Energiepreise helfen der Konjunktur, doch die Exportmärkte sind schwächer als gedacht. Der Euro-Wechselkurs zeigt Stärke, das drückt auf Konjunktur und Stimmung. Für Österreich will D. Ritzberger-Grünwald eine Stagnation erkennen, ein Mau-Mau mit – 0,1% scheint realisierbar. Ein Zuwachs braucht viel Optimismus, wobei die fiktiven Szenarien bis 0,6 % reichen. Ab 2014 wird es besser, das BIP könnte um 1,5 % bzw. 1,8 % in 2015 steigen. Die Stabilität ist auf Nettoexporte zurückzuführen, für 2014 ist eine Konsumsteigerung ebenso wahrscheinlich wie ein steigendes Investitionsvolumen. Österreich exportiert weniger in den Euroraum als noch vor der Krise, die Binnennachfrage hängt. Immerhin retten die Exporte außerhalb des Euroraums die sonst trübe Bilanz.
Schwaches Reallohnwachstum
Der stagnierende private Konsum ist auf das marginale Reallohnwachstum sowie die niedrige Pensionsanpassung zurückzuführen, die Krise hinterlässt Spuren. Die Sparrate ist stabil, Vorsichtssparer haben Hochkonjunktur. 2014 sollte der Konsum endlich wieder anziehen. Die Kreditentwicklung liegt auf niedrigem Niveau, mehr als 1,4 % Anstieg sind kaum zu erwarten. Die Voraussetzungen für die Kreditvergabe sind nur sehr bedingt geeignet, nachhaltige Impulse für die Wirtschaft zu setzen, zumal eine unterdurchschnittliche Kapazitätsauslastung bei den Betrieben erkennbar ist. Für den österreichischen Arbeitsmarkt findet Ritzberger-Grünwald lobende Worte. Trotz steigender Arbeitslosenzahlen ist Österreich vergleichsweise gut positioniert. Der Dienstleistungsbereich ist stabil, eine allgemeine Dynamik jedoch nur schwer erkennbar.
Das katastrophale Hochwasser wird, so zynisch das auch klingt, als regional konzentriertes Problem bezeichnet, von dem überwiegend die Baubranche profitiert. Längerfristig wird dadurch keine Änderung im Budgetpfad ersichtlich, auch wenn dabei Vermögen angegriffen wird. Was die Hypo Adria betrifft, die Stellungnahme ist sehr zögerlich. Für das Problemkind sind verschiedene Lösungsvarianten denkbar, wie überhaupt auch in anderen Bereichen unkonventionelle Lösungen angedacht sind. Die Eurokrise ist noch nicht vorbei.