Samstag, 20. April 2024
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Wie Österreich das Wirtschaftswachstum abgeschafft hat

Österreichs linken Eliten gelang es, das Land vom konsumorientierten Wachstumsmodell in eine „neue, ressourcenschonende Schrumpelphase“ überzuführen. Freigesetzte Arbeiter leiten jetzt Trommel- und Schrei-Workshops mit verarmten Familien.

Wer ein so ressourcenreiches Land wie Österreich zum Wachstumsschlusslicht Europas machte, musste einen feisten Plan haben. Wir zeigen, wie das verhasste kapitalistische Konsummodell in ein „Gemeinsam-arm-aber-glücklich“-Wirtschaftsmuseum nach dem Vorbild Marokkos umgebaut wurde. Doch der Reihe nach.

Warum Wachstum?

Jahrzehntelang trommelten Religions-, Biologie- und Philosophielehrer, dass es unendliches Wachstum nicht gebe, dass die Schaffung von Vermögen (wie Häuser oder Autos) nur ärmeren Menschen etwas wegnähme. Attac-Experten hatten herausgefunden, dass unser aller Zukunft in einer Share-, Freizeit- und Handwerkerökonomie ohne Konzerne, Wettbewerb und Keuchhusten läge – bei 20 Wochenstunden Arbeit und fast immer Urlaub.
Reaktionäre Überbleibsel der „old school“ hatten erfolglos angemerkt, dass alleine schon der technische Fortschritt Wirtschaftswachstum bedinge, da man für das gleiche Produktionsoutput jedes Jahr um etwa 1% weniger Leute benötige. Außerdem wären die Bedürfnisse der Menschen unendlich (so werden Häuser immer größer und Autos immer sicherer). Und weil die böse Marktwirtschaft die Lebenserwartung heimtückisch immer weiter verlängere, müsste man entweder länger arbeiten (was Österreicher zu unkontrollierten Lachanfällen veranlasst) – oder eben mehr produzieren.
„Paperlapapp!“, bemerkt dazu das Feuilleton, „das wird künftig eben alles anders.“

Step One: Steuern rauf – Investitionen runter

Um die Innovationslust der Österreicher zu bremsen, hatte man die Steuern in rekordhafte Höhen geschraubt. Wollte sich der erfolgreiche Werkstätten-Leiter bei 40.000 Euro Jahres-Brutto mit einer Idee selbstständig machen und damit nebenbei 10.000 Euro Gewinn erzielen, müsste er zur Strafe 25% Sozialversicherung und 43,21% Einkommensteuer zahlen. Blieben magere 4.259 Euro über – 5.741 Euro (oder 57,41%) verschwänden im Gemeinwohl-Sumpf des Sozialstaates.
Hier schamlos Wertschöpfung zu betreiben (und durch das Eingehen hoher Risiken das Glück der Familie auf´s Spiel zu setzen) – das will bei 57% Abzügen dreimal überlegt sein. Präventiv hatte man im „rot-grünen“ Steuerpaket die SV-Bemessungsgrundlage für Fleißige gleich um 2.660 Euro jährlich angehoben. Da pfeift man auf die Firmengründung und fährt am Wochenende lieber auf den Badeplatz oder spielt mit den Kindern Karten.

Step Two: Unternehmer schlecht machen

Hier setzt „Stufe zwei“ an: Der totalen Desavouierung des Unternehmertums. Das beginnt beim sozial-pädagogisch wertvollen „Tatort“ – die Bösen sind immer Unternehmer, die im Unterschied zum echten Leben aus Habgier hier sogar noch morden dürfen. Geht dann über den Religionsunterricht, wo Reiche schon „damals“ aus gutem Grunde nicht ins Himmelreich durften (dafür beuten sie heute die ganze Zeit Ressourcen und arme Afrikaner aus).
Und es endet im Gottesdienst, bei dem der Pfarrer ein profitgieriges Gemeindemitglied, das mit aggressivem Fleiß materielle Werte anhäuft und dadurch die Familie vernachlässigt (heißt: Papi macht Überstunden, um das Häuschen abzuzahlen), als „christusfern“ brandmarkt.

Step Three: Wohlfahrtsstaat aufblasen

Einerseits konnotiert die Öffentlichkeit alles Unternehmerische mit „egoistisch“, gierig“ und „umweltschädlich“. Gleichzeitig entwickelt man ein positives Gegenmodell: Den Staat. Beamte, die an ihren Schreibtischen Ausgleichszulagenersatzansprüche oder Kindergartensubventionsansuchen bearbeiten, verschwenden kein Erdöl, verpesten keine Luft (außer die im Büro), bringen keine Hektik durch künstlich inszenierte Konkurrenz ins Leben („Na, wer stempelt schneller?“) und sorgen aufgrund satter Reallohnerhöhungen auch in Krisenjahren für permanent hohe Kaufkraft. Kein Wunder, dass Uniabsolventen heute schon als Junge vom Beamtentume träumen.

Step Four: Entrepreneuren Erfolg absprechen

Es ist wichtig, das Aufkommen technischer Talente oder gar Entrepreneur-Persönlichkeiten gerade auch von philosophisch-ethischer Seite argumentativ rechtzeitig abzufangen. Darum betonen die in Hundertschaften an (Armutsforschungs-)Lehrstühlen beschäftigten Soziologen immer wieder, dass der Erfolg eines Steve Jobs oder Bill Gates nie die Leistung einzelner Individuen gewesen sei, sondern ausschließlich auf das staatliche Bildungs- und Wohlfahrtskollektiv zurückzuführen wäre.
Dass es solche Unternehmerpersönlichkeiten in Österreich (gottlob) ohne hin nicht gibt, ist nicht zuletzt der Förderung „sozialer Entrepreneure“ (etwa auf Wirtschaftsunis) zu verdanken. Da lernen junge Sozialarbeiter, wie alte Menschen gemeinsam mit Jungen bunte Hosen batiken oder Feministinnen aufrührerische Vorträge an Kenyas Universitäten halten. Ressourcenschonend und sozialverträglich.

Step Five: Freizeit- statt Fleißgesellschaft

Wer es nicht lassen kann, und heimlich arbeitet, um die Firma zu vergrößern – der steht bald allein im Regen. Denn spätestens am Mittwoch wünscht das Staatsradio seiner Freizeit-orientierten Zuhörerschaft ein schönes Wochenende und dann ist allen „Chefitäten“ klar: Ab jetzt wird nur noch halb ge-workt“.
Touristiker und Sportanbieter jubeln: Der unnötige Fleiß der Aufbaugeneration ist endlich ab- und umerzogen: Wer heute in der Hitze „hackelt“, hat wahrscheinlich Migrationshintergrund –ist spätestens aber dann bekehrt, wenn Staatsbürgerschaft, Gemeindewohnung und Mietzuschuss winken.

Step Six: Positive Vorbilder

Wer es trotzdem wagt und bei Erfolg dann mehr als der Durchschnitt hat, wird zur Zielscheibe neidiger Nachbarn und aggressiver Kabarettisten (dass diese meist mehr verdienen als jene, denen sie krankhaften Materialismus vorwerfen, gehört bereits zur Komik).
Und abends kommt die Tochter von der Schule heim und bittet Papi, den berühmten Programmierer, um Himmels willen nicht in neue Techniken zu investieren und Jobs zu schaffen. Damit würden nur Natur und Menschen ausgebeutet werden. Besser wäre eine Karriere als Schauspieler, Sänger oder Philosoph – dann könnte Papi seiner Welt auch etwas Vernünftiges zurückgeben und käme noch dazu ins Fernsehen.

Das Modell hat nur noch kleine Schwächen – etwa bei Finanzierung, Massen-Arbeitslosigkeit oder Steuerkollaps – aber dafür hat man eine simple Erklärung: Marktversagen. Und das bekämpft man – wie hierzulande längst bekannt – durch immer neue Schulden. Die werden selbstredend nicht getilgt (wer will schon gierige Banker füttern) – aber für die Zinsen reicht es allemal. Und wenn nicht – dann drucken die in Frankfurt einfach Geld und verschenken es der Menge.
Dass die Menschen da nicht schon früher draufgekommen sind?
 

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