Freitag, 6. Dezember 2024
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Ex-OMV-Direktor Dr. Gerhard Roiss kritisiert OMV-Geschäfte, die ihm Millionen einbringen

OMV Hauptsitz in 1020 Wien, Bild © Daniel Zanetti, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons (Ausschnitt) / Dr. Gerhard Roiss, Bild © Benedikt Loebell, CC BY-NC-SA 2.0 via flickr (Ausschnitt)

Er hat sich zu Wort gemeldet, der ehemalige OMV-Vorstandsvorsitzende Dr. Gerhard Roiss, und zwar in einem am 6. März in der Wochenzeitschrift „profil“ und zuvor am 5. März auf der dazugehörigen Internetseite veröffentlichten Interview, worin er die Geschäfte der OMV mit Russland kritisiert.

Warum? Die Antworten von OMV-Insidern sind wenig schmeichelhaft. „Weil er sein Ego nicht unter Kontrolle hat“, meint ein OMV-Insider. „Weil er noch immer nicht verkraftet hat, dass er 2015 abserviert wurde“, meint ein leitender Angestellter der OMV, der nicht namentlich genannt werden möchte. Auch beim „profil“ schreibt man von einem „erzwungenen Abgang“. Vielleicht hat er ja eine alte Rechnung zu begleichen.

Warum jetzt? Wohl deshalb, weil es momentan wegen des Kriegs in der Ukraine in Österreich opportun ist, sich gegen Russland zu äußern und gegen Manager, die mit Russland Geschäfte machen, auch wenn das gute Geschäfte sind. Das sind zudem Geschäfte, von denen auch die teilstaatliche OMV und damit die Republik Österreich bislang gut gelebt haben. Es mag überraschend klingen, aber das weiß Gerhard Roiss ganz genau. Denn nicht nur die OMV, sondern mit ihr verdient auch Roiss – selbst mehr als fünf Jahre nach seinem Ausscheiden – immer noch gut daran, sogar sehr gut.

Mehr als 12 Millionen in 5 Jahren

Roiss war vom 1. April 2011 bis zum 30. Juni 2015 Vorstandsvorsitzender der OMV AG. Auch seit seinem Abgang von der OMV kassiert er jährlich eine hohe Prämie, die vom Unternehmenserfolg der OMV abhängig ist. Basis dafür ist eine Vereinbarung, die nicht nur aktive, sondern auch ehemalige Mitglieder des OMV-Vorstands begünstigt. Solche Vereinbarungen gelten im Spitzenmanagement als üblich, nach kritischen Stimmen als übel. Aber das steht auf einem anderen Blatt. Faktum ist: Roiss kassiert nach wie vor jährlich Geld aus erfolgreichen Unternehmensgeschäften, die der OMV-Vorstand mit seinem Nachfolger Dr. Rainer Seele getätigt hat, und er kassiert viel.

Nach dem Ausscheiden von Roiss hat die OMV bislang aus einzelnen Geschäftsjahren die folgenden Beträge an Roiss gezahlt (in Euro):

GJ                          Prämie

2016                      2.550.000

2017                         180.000

2018                      3.300.387

2019                      3.128.947

2020                      3.130.000

Kein Wunder also, dass dieses Interview mit Gerhard Roiss bei Eingeweihten Kopfschütteln auslöst. Dieses Interview bewirkt aber bei einigen neben Verwunderung auch Empörung. Roiss habe Fehlentscheidungen getroffen, die von seinem Nachfolger korrigiert werden mussten, meint jemand aus dem Topmanagement der OMV. Nun profitiert er von guten Geschäften, die er selbst nie gemacht hätte. Das sei schon schlimm genug, aber wenn er nun gegen seinen Nachfolger hetzt, sei das eine Steigerung des Übels. Denn man beiße nicht die Hand, die einen füttere. So die Kritik aus den Reihen der OMV.

Nun könnte man sich nüchtern auf die alte Feststellung beschränken, dass Dankbarkeit keine politische Kategorie ist, und sichtlich auch keine wirtschaftliche. Doch es zahlt sich aus, etwas ins Detail zu gehen. Außerdem ist auch die Kritik an Roiss zu hinterfragen. Hätte Roiss es besser gemacht, oder war es besser, ihn abzulösen? Darauf könnte naturgemäß vor allem der Aufsichtsrat der OMV eine definitive Antwort geben, wo man sich aber erfahrungsgemäß bedeckt hält. Die offiziellen Unternehmenskennzahlen sprechen allerdings gegen Roiss.

Roiss erzählt von einem großen Gasfund im Schwarzen Meer vor der Küste Rumäniens („Gasfeld Neptun“), der sich während seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender ereignete, und außerdem von Investitionen in Öl- und Gasfelder in Norwegen. Ein OMV-Betriebswirt meint zu Norwegen: „Schön und gut, aber viel zu teuer.“ In Rumänien habe die OMV von der Regierung bisher nicht die Rechtssicherheit für ein derartiges Langzeitprojekt erlangen können, die bei so einem Investitionsvolumen erforderlich ist. Außerdem verhalte es sich so, dass die Steuervorschriften in Rumänien adaptiert werden müssen, weil die Entwicklung des Projekts bei den derzeitigen Regelungen nicht wirtschaftlich sei. Die rumänische Regierung habe bis dato nicht die erforderlichen Garantien geboten.

Das neue OMV-Management unter seinen Nachfolgern hat daher bislang das Rumänienprojekt nicht realisiert und das Engagement der OMV in Norwegen reduziert. Stattdessen wurde das Russlandgeschäft forciert. Damit wurde eine starke Kostenreduktion bei gleichzeitiger Produktions- und Gewinnsteigerung erreicht.

In einer Unternehmenspräsentation aus dem Jahr 2018 wird das so ausgewiesen:

„We delivered on our promises: Lower cost, increased earnings“

Darüber, ob Roiss ein geeigneter Manager für die OMV war, kann hier aber letztlich keine abschließende Beurteilung erfolgen. Eines ist aber nach dem hier Aufgezeigten gewiss: Moralisieren sollte Roiss nicht. „Diese Leute haben ihre eigenen finanziellen Interessen über jede Moral gestellt“, sagt Roiss in seinem Interview. Bei mehr als 12 Millionen Euro, die in den Jahren 2016 bis 2020 zu einem guten Teil auch aus Russlandgeschäften an Roiss gegangen sind, stellt sich schon die Frage nach der Moral des Herrn Roiss – einer Doppelmoral. Sie wissen, Herr Roiss: „Wer im Glashaus sitzt,…“. Und außerdem ist da noch die Causa Helmut Brandstätter mit dem Verdacht von erkaufter Berichterstattung im Kurier, die erstaunlich günstig für Roiss ausfiel.

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