„10 %-Club“ war der etablierte Spitzname in Südost-Europa für eine Gruppe von Persönlichkeiten, die wesentlichen Einfluss auf den Kreditvergabeprozess und die Kreditvergabeentscheidung zu haben behaupteten – und offensichtlich in einer Vielzahl der Fälle erfolgreich hatten.
Diesen Einfluss ließ man sich mit einem Honorar von 10% der Kreditvaluta abgelten. Aufgetreten ist diese Gruppe vor allem im Zusammenhang mit Hans im Glück Nr. 1 & 11.
Der Autor verzichtet hier auf die Nennung von Namen, um nicht in Klagen gegen die Redaktion oder den Autor selbst umständlich den Wahrheitsbeweis antreten zu müssen.
Dieses Terrain ist sicher eine lohnende Aufgabe für investigative Journalisten. Einige, vor allem deutsche Journalisten, haben schon vor Jahren entsprechende Nachforschungen geführt und sowohl Projekte als auch Personen mit Namen genannt.
Fährt man entlang der östlichen Adriaküste, nennt die lokale Bevölkerung im direkten Gespräch praktisch zu jedem Projekt und zu jeder belehnten Liegenschaft konkrete Namen der Hauptprofiteure und der Haupt-Provisionäre.
Trotzdem stehen die Rechtsverfolgungsbehörden vor einer „Mauer des Schweigens“
Das mag einerseits daran liegen, dass sie sich in der Regel außerhalb ihres geographischen Zuständigkeitsbereiches bewegen müssen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nicht immer einfach oder gewollt ist.
Vor allem aber ist die „Koalition zulasten Dritter“ dicht gewoben:
– Die Profiteure haben zu viel zu verlieren.
– Die Geschädigten, also die HAA bzw. ihre Eigentümer oder die Muttergesellschaften der anderen Auslandsbanken, sitzen im Ausland zu weit weg, um sich effektiv wehren zu können.
– Selbst dort, wo konkrete Namen genannt werden, hat der 10%-Club natürlich nie „direkt“ kassiert, sondern sein fein gesponnenes Netzwerk an Beratern und Provisionären (siehe Hans im Glück Nr. 2) eingesetzt.
Generell sind Wirtschaftskriminelle schwer zu fassen – eigentlich nur in drei Fällen:
– „in flagranti“: Dies ist bei der HAA heute eher unwahrscheinlich, auch wenn „einfache Kriminalfälle“ immer wieder passieren – wie Anfang 2013 bei der HAA Filiale Tuzla, als die Führung samt Aufsicht versagte, damals unter Verantwortung des heutigen CEO der HAA, der zu diesem Zeitpunkt die HAA Rep. Srbska leitete.
– Ein Geständnis: ist ebenfalls eher unwahrscheinlich – warum sollte ein Mittäter seinen Wohlstand aufs Spiel setzen?
– Neid & Missgunst sind die häufigsten und für die Täter „gefährlichsten“ Gründe für eine Aufdeckung – und zwar dann, wenn sich ein Mittäter von seinen Partnern übergangen oder übervorteilt fühlt. Auch das ist im Fall der HAA eher unwahrscheinlich: die Summen sind insgesamt so hoch, dass selbst bei Verteilung auf viele Profiteure auf den einzelnen enorm hohe Beträge entfallen. Keiner ist zu kurz gekommen, an alle wurde gedacht – das schafft gegenseitige Abhängigkeiten.
– Ob Angst und ungeklärte Todesfälle eine Rolle spielen könnten, ist nicht nachgewiesen.
Die Beträge an zurechenbarer Bereicherung lassen sich dagegen ganz gut schätzen:
10% des halben „klassischen Kreditgeschäfts“, also des „südost-europäischen Spezial-Kreditmodells“ |
€ 1,25 Mrd. |
10% vom Kreditgeschäft mit kriminellem Hintergrund, inkl. bereits abgeschriebener Projekte |
€ 0,625 Mrd. |
10% vom halben Leasinggeschäft | € 0,25 Mrd. |
Berechnungsbasis Summe | € 2,125 Mrd. |
abzüglich Kosten für „hilfreiche Geister“ (Hans im Glück Nr. 2) bei der Umverteilung und Verrechnung minus |
€ 0,525 Mrd. |
Summe für Hans im Glück Nr. 3 | € 1,6 Mrd. |
Sehr zum Bedauern für unseren Hans im Glück Nr. 3 ist davon auszugehen, dass von diesem Betrag noch ein wesentlicher Anteil weiterverteilt werden musste, und zwar für
– Wohlwollen und
– Wegsehen.
Mit dieser Kategorie an Profiteuren, den „wohlwollenden Wegsehern“, beschäftigen wir uns noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt – siehe Hans im Glück Nr. 12.
Die betreffenden Summen können gar nicht bewegt werden, ohne aufzufallen; vor allem, wenn sie – wie üblich – grenzüberschreitend geflossen sind. Das Ausmaß dieser „sekundären Umverteilung“ ist uns aber nicht bekannt und daher für die Zwecke dieser Serie nicht berechenbar. Transporte in Koffern oder via Privatflugzeug waren/sind ganz einfach üblich … Diejenigen, die davon gewusst haben müssen, da sie die großen Summen zur Verfügung gestellt haben, wie die betreffenden Banken samt Nationalbanken, teilen ihr Wissen aber nicht, ebenso nicht die involvierten Sicherheits- und Transportunternehmen.
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