Donnerstag, 7. November 2024
Startseite / Allgemein / EU-Projekt „E-MARIA“: Prävention von häuslicher Gewalt: Risikobewertung rettet Leben

EU-Projekt „E-MARIA“: Prävention von häuslicher Gewalt: Risikobewertung rettet Leben

Gewalt gegen Frauen ist kein Problem von Randgruppen, sondern findet sich in allen sozialen Schichten, unabhängig von Alter, Herkunft und Einkommen. Häusliche Gewalt ist noch immer ein tabuisiertes Thema,  das oft als eine Form der Konfliktaustragung gesehen wird, an der betroffenen Frauen Mitschuld gegeben wird.

[[image1]]Um Interventionen bei Gewalt in der Familie zu verbessern, wurde ein Europäisches Handbuch zur Risikoabschätzung entwickelt, das sich an den Bedürfnissen von Betroffenen orientiert.

Risikofaktoren häuslicher Gewalt

Misshandlungsbeziehungen sind geprägt von Macht, Dominanz und Kontrolle.  Diese und andere Risikofaktoren zeigen sich auf der Ebene des Individuums, der Partnerschaft, der Gemeinschaft und Gesellschaft. Das Europäische Handbuch beschreibt die Risikofaktoren häuslicher Gewalt und dient als Orientierung, um Fachkräfte in der täglichen Arbeit mit häuslicher Gewalt mit einer gemeinsamen Sprache, Prinzipien und Richtlinien auszustatten. Das Handbuch wurde in Zusammenarbeit von die Berater®, einem österreichischen Aus- und Weiterbildungsunternehmen, und Europäischen PartnerInnen im EU-Projekt „E-MARIA“ entwickelt und steht kostenlos als Download zur Verfügung.

Training für Betroffene und Fachkräfte

Um sowohl Betroffenen als auch ProfessionalistInnen die Risikofaktoren von Gewaltbeziehungen bewusst zu machen, wurden neben dem Europäische Handbuch auch praktische Trainings für Fachkräfte sowie Betroffener häuslicher Gewalt entwickelt. Das spezielle Trainingsprogramm für Betroffene häuslicher Gewalt zielt darauf ab, Frauen auf dem Weg aus der Opfersituation zu begleiten und sie in ihrer Unabhängigkeit zu stärken. Das Kursprogramm konzentriert sich auf zwei Schwerpunkte: Einerseits die Vermittlung von Wissen zum Thema Gewalt, wie diese entsteht und wie Frauen sich und ihre Kinder im Anlassfall schützen können und andererseits auf der gemeinsamen Erarbeitung neuer Lebensperspektiven, sowohl auf persönlicher als auch auf beruflicher Ebene.

Der inhaltliche Schwerpunkt der Trainings für Fachkräfte liegt auf der Risikobewertung und dem Risikomanagement und ist in sechs thematische Module gegliedert. Zudem werden die unterschiedlichen Rollen der einzelnen Berufsgruppen im Prozess der Bekämpfung und Bearbeitung von Fällen häuslicher Gewalt reflektiert und die Bedeutung von Netzwerkarbeit hervorgehoben.

Gemeinsame Sprache ermöglicht gemeinsame Arbeit

Eine erfolgreiche Prävention häuslicher Gewalt ist erzielbar, sofern Polizei, Gericht und Beratungs- sowie Opferschutzeinrichtungen zusammenarbeiten. Prämisse hierfür ist eine gemeinsame Sprache über die Risikofaktoren und Dynamiken häuslicher Gewalt. Institutionen und Organisationen, die mit Opfern häuslicher Gewalt arbeiten, dürfen sich trotz entwickelter Instrumentarien der Risikoabschätzung nicht rein auf diese automatisierten Prozesse stützen. Ein gemeinsames Verstehen der Risikofaktoren und Dynamiken häuslicher Gewalt ermöglicht ProfessionalistInnen die jeweilige Situation besser einzuschätzen und individuell darauf zu reagieren. Das Europäische Handbuch legt deshalb ein spezielles Augenmerk auf die Bedeutung von Austausch zwischen und Zusammenarbeit mit Behörden und unterstützenden Institutionen.

Das Europäische Handbuch sowie das Kursprogramm ergänzen bestehende Instrumentarien zur Risikoabschätzung häuslicher Gewalt, um Gewaltsituationen in Familien nicht alleine an Resultaten von Checklisten zu beurteilen, sondern ihnen individuellen Charakter zuzugestehen.

Das Europäische Handbuch zur Risikoabschätzung kann kostenlos heruntergeladen werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Das könnte Sie auch interessieren

EU-Projekt VINTAGE: Lernen am Puls der Zeit – Kompetenzen selbst evaluieren

Der Mensch von heute muss seine Kompetenzen möglichst schnell auf neue Bereiche und Tätigkeiten ausweiten können. Kompetenzen erfordern zudem mehr als die Beherrschung einiger eng definierter Fähigkeiten. Genau das macht es so schwer, Kompetenzen greifbar zu machen.