Donnerstag, 28. März 2024
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Cash-Allergie: Staaten wollen gläserne Konto-Sklaven

Aus Sicht der Behörden ist Cash schon lange nicht mehr fesch. Immer mehr EU-Staaten schränken Bargeld-Transaktionen drastisch ein. Geld auf den Konten ist besser kontrollierbar – und bei Bedarf auch schneller abrufbar. Dass zur gleichen Zeit ausgerechnet der Goldpreis – ebenfalls eine diskrete Ersatzwährung – durch massive Marktmanipulationen heruntergeprügelt wird, ist nur eine scheinbare Koinzidenz.

[[image1]]Er ist farbiger, moderner und vor allem sicherer: Europas Zentralbanker sind richtig stolz auf ihren neuen 5-Euro-Schein, der in Kürze in Umlauf kommt. Dafür soll eine andere Banknote verschwinden. Eine mögliche Abschaffung des 500-Euro-Scheins sei „sicher eine Diskussion wert“, sagte vor kurzem EZB-Vizepräsident Vitor Constancio. Das heißt wohl im Klartext: Die Abschaffung dieser Banknote ist nur noch eine Frage der Zeit. Der violette Geldschein steht nämlich in einem schlimmen Verdacht: Er soll das bevorzugte Zahlungsmittel von Kriminellen und Steuerhinterziehern sein. Manche nennen ihn daher den „Mafia-Schein“.

Nun sind große Geldscheine aber gewiss keine Innovation des Euro-Zeitalters. Jahrzehntelang gab es in Deutschland zum Beispiel den 1000-DM-Schein, mit dem nicht zuletzt ganze Generationen von Gebrauchtwagen-Händlern gut zurecht kamen und in der Regel auch nicht befürchten mussten, kriminalisiert zu werden.

Dass nun ausgerechnet der 500-Euro-Schein gezielt als Gangster-Geld diskreditiert wird, kommt freilich nicht von ungefähr. Die Forderung nach Abschaffung dieser Banknote ist Teil einer europaweiten Kampagne gegen den Besitz von Bargeld und für die weitgehende Eindämmung von Cash-Transaktionen. In vielen EU-Staaten wurden entsprechende Restriktionen längst umgesetzt. In Griechenland etwa sind seit Januar 2011 Bargeldzahlungen über 1500 Euro verboten. Für Gewerbetreibende gilt eine Obergrenze von 3000 Euro. In Italien dürfen seit Dezember 2011 nur noch Geschäfte bis maximal 1000 Euro mit Bargeld abgewickelt werden, in Spanien trat ein Cash-Limit von 2500 Euro in Kraft. Auch in Frankreich dürfte schon bald ein Bargeldverbot folgen.

Weg in die bargeldlose Gesellschaft

Am weitesten ist Schweden auf dem Weg in die bargeldlose Gesellschaft vorangekommen. Die Swedbank, eines der führenden Geldinstitute des Landes, gab unlängst bekannt, in mehreren Filialen kein Bargeld mehr auszuzahlen und entgegenzunehmen. Auch kleinere Artikel des täglichen Bedarfs müssen nun mit Chipkarten gezahlt werden. Für die Banken ein lukratives Geschäft, immerhin verdienen sie an jeder Transaktion umgerechnet etwa zehn Cent. Der Einzelhandel freut sich ebenfalls, denn Kunden, die mit Kreditkarten zahlen, sind in der Regel konsumfreudiger. Wer hingegen Geldscheine aus seinem Portemonnaie ziehen und sie auf den Ladentisch legen muss, neigt eher zum Knausern.

Wenn also bald nur noch Rechnungen bis 1000 oder 1500 Euro mit Bargeld beglichen werden dürfen, dann machen 500-Euro-Banknoten in der Tat keinen Sinn mehr. Doch was geschieht mit diesen Scheinen? Bleiben sie dauerhaft gültig? Oder müssen sie am Ende gegen „kleinere“ Euro-Scheine umgetauscht werden – gegen Vorlage des Ausweises natürlich, damit die Behörden erfahren, wer da die inkriminierten Banknoten gehortet hat?

„Orwell 2013“ kommt nicht als großer Bruder daher, sondern als staatliche Super-Nanny, die angeblich immer nur das Beste will. Nämlich das Geld der Bürger. Hinter den Bargeldverboten steht eine mächtige Lobby. Der Handel verspricht sich nicht nur höhere Umsätze, er spart vielmehr auch Kosten, weil er kein Bargeld mehr bereithalten muss. Und obendrein braucht keine Kassiererin mehr zu befürchten, Falschgeld entgegenzunehmen. Die Banken sparen ebenfalls, wenn das Cash-Handling weitgehend entfällt. Gleichzeitig eröffnen sich ihnen neue Einnahmequellen, denn – siehe Schweden – wenn es kaum noch Alternativen zur Karten-Zahlung gibt, können die Kreditinstitute kräftig an der Gebührenschraube drehen. Und nicht zuletzt bedeutet ein Bargeldverbot das Ende der Anonymität von Zahlungstätigkeiten. Der Kunde und sein Konsumverhalten werden gläsern. Hersteller, Händler, Banken und Behörden wissen genau Bescheid, wieviel Geld der Bürger für welche Waren und Dienstleistungen ausgibt. Was man früher als unverschämte Schnüffelei kritisiert hätte, wird heute als Beitrag zu mehr Transparenz verklärt. Wer für ein Mindestmaß an Diskretion plädiert, macht sich im Zeitalter des Voyeurismus schon verdächtig.

Cash-Allergie

Die zunehmende Cash-Allergie von Behörden und Banken muss allerdings vor dem Hintergrund der schwelenden Finanz- und Eurokrise gesehen werden. Wenn – was sehr wahrscheinlich ist – in den kommenden Monaten die nächste Bank der Pleite entgegentaumelt und die Sparer mit ihren Guthaben einspringen müssen, erweist es sich natürlich als äußerst nützlich, wenn die Kunden möglichst viel Geld auf ihren Konten und möglichst wenig zu Hause unterm Kopfkissen oder im Tresor haben. Je mehr Geld sich auf den Konten befindet, desto mehr kann für eine eventuelle Zwangsabgabe abgezwackt werden.

Für die Geldinstitute wiederum sinkt die Gefahr eines Banken-Runs. Denn wenn man mit Bargeld nicht mehr viel anfangen kann, macht es relativ wenig Sinn, in Panik die Konten zu plündern.

Während in immer mehr Staaten Bargeld-Transaktionen erheblich eingeschränkt werden, wollen interessierte Kreise offenkundig die Sparer und Anleger aus dem anonymen Goldbesitz hinausdrängen. Genau diesem Ziel könnten die hinter dem jüngsten Goldpreis-Crash steckenden Marktmanipulationen gedient haben. Die Absicht ist klar: Die verunsicherten Anleger sollen im großen Umfang ihre Goldreserven verkaufen. Denn allen, die auf das Geld der Steuerzahler und Sparer schielen, ist es allemal lieber, die Bürger horten Geld auf Sparkonten als Gold- und Silberbarren diskret im Tresor. Das erleichtert den späteren Zugriff.
 

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