Dienstag, 16. April 2024
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Steueroasen: Die Schwarze Liste der EU

Die EU-Kommission hat kürzlich 30 beliebte Steueroasen an den Pranger gestellt. Sie möchte unbedingt verhindern, dass große europäische Unternehmen in ihrem Heimatland die Steuerlast stark drücken, weil sie etwa durch Briefkastenfirmen auf exotischen Inseln riesige Vorteile genießen.

Die Schwarze Liste jener zumeist in der Karibik agierenden Kleinstaaten, die nicht mit der Union kooperieren wollen, soll allen üblen Praktiken einen Riegel vorschieben. Es handelt sich durchwegs um Niedrig- oder sogar Null-Steuer-Länder mit geringen eigenen Wirtschaftsaktivitäten und einer wenig regulierten Wirtschaftspolitik, vielfach ehemalige britische Kolonien oder Überseegebiete Großbritanniens, die alles versuchen, um  den Industriestaaten ein Schnippchen zu schlagen: Sie locken Konzerne sowie Investoren, Steuersparer, Geldwäscher und Ganoven an, die ihr Vermögen und ihre Einkünfte gerne aus einem Hoch- in ein Niedrigst-steuerland umleiten, von rasch gegründeten Briefkastenfirmen profitieren, bisweilen sogar ihren Wohnsitz dort hin verlegen und letztlich aus der mangelnden Transparenz zahlreiche Vorteile nutzen.

Es fällt allerdings auf, dass Brüssel bei der Erstellung der Schwarzen Liste stark differenziert hat: So etwa sind darin etwa klassische Steuerparadiese wie Jersey, die Isle of Man, Bahrain, Macao oder Singapur nicht zu finden. Obendrein blieben auch Mitgliedsstaaten, die im internationalen Steuerwettbewerb mitmischen – darunter Luxemburg, die Niederlande, Zypern und Irland ebenso verschont wie die Schweiz und ihre Kantone. Im Visier sind vor allem jene Länder, die sich immer noch nicht kooperativ erweisen, darunter auch das Sultanat Brunei, das afrikanische Armenhaus Liberia oder Hongkong.

Die EU-Infothek stellt im Folgenden die 30 von der Union geächteten Steuerparadiese, alphabetisch gereiht, in Kurzporträts vor:

AMERIKANISCHE JUNGFERNINSELN 
eine Inselgruppe der Kleinen Antillen in der Karibik, östlich von Puerto Rico gelegen. Die vier Haupt- und zahlreichen kleineren Inseln sind ein nicht inkorporiertes Außengebiet der USA. Rund zwei Millionen Touristen, die dort pro Jahr urlauben, sind für die mehr als 104.000 Einwohner die Haupteinnahmequelle. Der Finanzsektor ist jedoch nicht zu verachten, die Steuerzuckerl für Ausländer werden sogar von  den USA hochoffiziell sanktioniert. Amerikanische Multis wie FedEx oder Avis/Budget blechen dort nur ein Zehntel dessen, was sie daheim abliefern müssten. Doch auch kleine Firmen, die sich auf den Virgin Islands ansiedeln, sind hoch willkommen – sofern sie zehn Arbeitsplätze für Einheimische kreieren und mindestens 100.000 Dollar investieren. Die Landeswährung der US Virgin Island ist der US-Dollar.  Das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner beträgt laut Internationalem Währungsfonds 36.100 US-Dollar.

ANDORRA
Das nur 468 Quadratkilometer große Land in den östlichen Pyrenäen zählt mit 85.000 BürgerInnen zu den sechs europäischen Zwergstaaten. Gleich zwei ausländische Amtsträger üben zusammen die Funktion des Staatsoberhauptes aus – der Bischof von Urgell und der Präsident von Frankreich.  Andorra ist traditioneller Weise wegen seines bestens entwickelten Bankwesens, der niedrigen Umsatzsteuer und der bis Ende 2014 nicht vorhandenen Einkommen- oder Erbschaftssteuer eine so genannte Steueroase. Der auf Gewinne von Gesellschaften eingehobene Obolus beträgt nur fünf Prozent. Die steuerlichen Begünstigungen ließen zahllose Briefkastenfirmen entstehen. Der Mehrwertsteuersatz liegt zumeist bei 4,5 Prozent, Spirituosen, Tabak- und Kosmetikprodukte etwa sind zollfrei. Währung: Euro. BIP pro Kopf: 41.015 Dollar.

ANGUILLA
eine Karibik-Insel der Kleinen Antillen, die ein Überseegebiet des Vereinigten Königreichs ist. So um die 16.000 Einwohner leben auf 96 Quadratkilometern. Der gehobene Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle, aber auch das Offshore-Banking hat wesentlich zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Anguilla gilt als kleine, aber feine Steueroase, wo Steuern eben so wenig existieren wie eine Buchführungs- bzw. Geschäftsberichtspflicht. Die dort ansässigen Gesellschaften sind auf Grund des hohen Grades an Vertraulichkeit, der raschen Registrierung (innerhalb von 24 Stunden) und der niedrigen Gebühren (€ 790.– für die Gründung) sehr beliebt geworden. Währung: Ostkaribischer Dollar. BIP pro Kopf: 19.886 Dollar.

ANTIGUA UND BARBUDA
zwei seit 1981 vom Vereinigten Königreich unabhängige Inseln innerhalb des Commonwealth, zwischen dem Nordatlantik und der Karibik, südöstlich von Puerto Rico gelegen. Auf 442 Quadratkilometer Fläche leben 89.000 Einwohner. Das dortige Steuersystem  ist trotz einiger Verschärfungen immer noch  sehr menschenfreundlich, speziell Non-Residents können mit großem Verständnis und zahllosen Ausnahmeregelungen rechnen. So etwa  sind für clevere Unternehmen bis zu 20 Jahre Steuerfreiheit  möglich, um der 25-prozentigen Steuer auf Nettoprofite zu entkommen. Landeswährung ist der Ostkaribische Dollar. BIP pro Kopf: 14.061 Dollar.

BAHAMAS
Inselstaat im Atlantik und Teil der Westindischen Inseln, südöstlich der Vereinigten Staaten und nordöstlich von Kuba gelegen. Von den mehr als 700 Bahama-Inseln – Gesamtfläche: rund 14.000 Quadratkilometer – sind nur 30 bewohnt. Die Einwohnerzahl beträgt mehr als 350.000 BürgerInnen. Die Bahamas sind seit 1973 vom Vereinigten Königreich unabhängig, formal ist Elisabeth II. immer noch Staatsoberhaupt der ehemaligen Kronkolonie. Durch die günstigen Steuergesetze wurden die Bahamas, seit 1954 eine zoll- und steuerfreie Zone – ein internationales Finanzzentrum mit zeitweilig bis zu 400 auf Geldwäsche spezialisierten Banken, sowie Investment- und Treuhandgesellschaften. 2001 wurden auf Druck der USA die Rahmenbedingungen verschärft und etliche Geldinstitute geschlossen. Die Nummer Eins ist die seit dreißig Jahren voll-staatliche Commonwealth Bank of the Bahamas. Währung: Bahama-Dollar. BIP pro Kopf: 24.034 Dollar.

BARBADOS
die östlichste Insel der Kleinen Antillen im Atlantik gehört zum Commonwealth, misst 430 Quadratkilometer und hat 278.000 Einwohner.  Sie erlangte 1966 die Unabhängigkeit vom britischen Königreich und ist seither eine parlamentarische Monarchie. Die Tourismusindustrie ist – vor der Zuckerproduktion, der Erdölforderung und dem Handwerk – das Rückgrat des Staates, der auch mit beträchtlichem steuerlichem Entgegenkommen viele ausländische Fans gewonnen hat. Die Barbados Revenue Authority hat gegen Finanztricksereien jeglicher Art kaum etwas einzuwenden. Währung ist der Barbados-Dollar. BIP pro Kopf: 15.579 Dollar.

BELIZE
die ehemalige britische Kolonie British-Honduras ist unter neuem Namen ein Staat in Zentralamerika. Seit 1981 eine parlamentarische Monarchie, fungiert die britische Königin als Staatsoberhaupt, wird jedoch durch einen Generalgouverneur vertreten, die Regierung von einem Premierminister geführt. Das hoch verschuldete Land, wo 330.000 Einwohner auf nahezu 23.000 Quadratkilometern leben, gilt seit einem Vierteljahrhundert als optimaler Platz für Steuerflüchtlinge und Geldwäscher. 2005 wurden zwar die lockeren Gesetze reformiert, der Status eines Steuerparadieses ist Belize allerdings geblieben.  Ausländer, etwa Russen, erwerben gerne die Staatsbürgerschaft von Belize, weil die ihnen eine Menge Vorteile (wie EU-Reisen ohne Visum) verschafft. Eine Belize Ltd. mit Treuhand-Direktor kann man sogar schon online gründen. Im August 2012 teilte die belizische Regierung mit, die fällige Zinsrate für eine Staatsanleihe über 500 Millionen US-Dollar nicht bedienen zu können – und legte daraufhin eine spektakuläre Staatspleite hin.  Währung: Belize-Dollar. BIP pro Kopf: 4.745 Dollar.

BERMUDA
ein britisches Überseegebiet im Atlantik, das aus den nur 53 Quadratkilometer kleinen Bermudainseln besteht, wo etwa 65.000 Bewohner ansässig sind. Nach Weltkrieg Zwei hat sich Bermuda dank niedriger Steuersätze alsbald als Steueroase positioniert und damit unzählige Kreditinstitute, Versicherungen und multinationale Konzerne angelockt. Die Inseln, weltweit etwa das nach New York und London drittgrößte Zentrum für Rückversicherungen, sind jedoch stark in die internationale Kritik geraten, sodass ab 2008 viele Multis wieder abgezogen sind. BIP pro Kopf: 85.302 Dollar.

BRITISCHE JUNGFERNINSELN   
ein britisches Überseegebiet in der Karibik mit rund 28.000 Einwohnern überwiegend afrikanischer Abstammung. Die mehr als 60 Inseln sind 153 Quadratkilometer groß und leben hauptsächlich von den jährlich 350.000 Touristen. Unternehmen aus aller Welt haben seit Mitte der Achtzigerjahre die Möglichkeit, sich mit Briefkastenfirmen niederzulassen. Die Gründung solcher Gesellschaften beschert den British Virgin Island mehr als die Hälfte des Staatseinkommens. Derzeit sind dort mehr als 500.000 Briefkastenfirmen registriert. Viele große US-Konzerne bunkern dort mit Begeisterung Rekordprofite. Die offizielle Währung ist der US-Dollar. BIP pro Kopf: 32.307 Dollar.

BRUNEI
das seit 1984 unabhängige Sultanat befindet sich auf der asiatischen Insel Borneo im Südchinesischen Meer, wo rund 422.000 Einwohner auf fast 5.800 Quadratkilometern leben. Die ehemalige britische Kolonie, deren steinreiches Staatsoberhaupt Sultan Hassanal Bolkiah ist, gilt als Wohlfahrtsstaat, der zu den 30 am höchsten entwickelten Ländern der Welt zählt. Und daher kann es sich Brunei locker, leisten, etwa auf persönliche Einkommensteuern zu verzichten und die Reichen aus aller Welt auch sonst großzügig zu verwöhnen.  Die 20-prozentige Einkommensteuer für Unternehmen werden  etwa gemäß Selbsteinschätzung fällig. Die Währung ist der Brunei-Dollar. BIP pro Kopf: 36.607 Dollar.

CAYMAN ISLANDS
die Inselgruppe in der Karibik ist ein britisches Überseegebiet des Vereinigten Königreichs, nur 264 Quadratkilometer groß und mit 55.000 Bewohnern. Die Hauptstadt George Town ist ein geschätztes Steuer(flucht)paradies, wo ungefähr 200.000 Unternehmen registriert sind. Internationale Banken sind dort mit Filialen ebenso präsent wie zahllose Hedgefonds, die allesamt die Steuerfreiheit zu schätzen wissen – sprich: keine Ertrags- und Erbschaftssteuern. Die Staatsausgaben der Cayman-Inseln werden zum größten Teil aus Verwaltungsgebühren und eine 20-prozentige Zollabgabe auf Importwaren bestritten. Abgesehen von der Landeswährung Cayman Island Dollar werden US-Dollar und Britisches Pfund akzeptiert. BIP pro Kopf: 59.448 Dollar.

COOK  ISLANDS
unabhängiger Inselstaat im südlichen Pazifik, in „freier Assoziierung mit Neuseeland“. Auf der seit 1965 selbstverwalteten Inselgruppe leben auf 242 Quadratkilometern etwa 11.000 Einwohner. Sie ist ein optimaler Standort für Offshore-Geschäfte von cleveren Finanzcompanies. Längst ist es ein offenes Geheimnis, dass die dortigen Banken gezielt um Steuerflüchtlinge buhlen. Da es keine einschlägigen Abkommen mit anderen Staaten gibt, sind die Inseln speziell für US-Anleger ein idealer Parkplatz für illegal erworbene Gelder. Die Inseln werden daher von Experten als „Crook Islands“ (also Ganoven-Inseln) geschätzt. Offizielle Währung ist der Neuseeland-Dollar. BIP pro Kopf: 16.002 Dollar.

GRENADA
Inselstaat der Kleinen Antillen, seit 1974 unabhängig und seit damals ein eigenständiges Mitglied im Commonwealth of Nations ist. Rund 111.000 Menschen wohnen auf 344 Quadratkilometern überwiegend vom Tourismus, aber auch Handel und Baugewerbe sind wichtige Wirtschaftszweige. Infolge der großen Krise ab 2008 stiegen Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit jedoch so stark, dass Grenada im März 2013 zahlungsunfähig war. Das Land ermöglicht seinen Fans jedenfalls ein steuerfreies Leben. Begehrt sind für viele die dortige Staatsbürgerschaft samt Grenada-Pass, der visa-freie Reisen in 115 Staaten möglich macht. Landeswährung ist der Ostkaribische Dollar. BIP pro Kopf: 8.125 Dollar.

GUERNSEY
die zweitgrößte der britischen Kanalinseln, die als Kronbesitz direkt der britischen Queen unterstellt sind. Mit einer Fläche von 78 Quadratkilometern und etwa 62.000 Bewohnern ist Guernsey von Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften abgängig, die diese Steueroase längst schätzen gelernt haben. So wie andere Offshore-Finanzzentren unter permanentem Druck, muss die Insel ihre Gesetze allerdings zusehends an internationale Spielregeln anpassen, was etwa die Transparenz von Kapitalzuflüssen stärken soll. Beliebt ist Guernsey, das sich durch die Nähe zu den Finanzmetropolen London und Paris zu einem Zentrum für Offshore-Aktivitäten entwickeln konnte, vor allem deshalb, weil die meisten Körperschaften keinerlei anderswo üblichen Steuerobolus abzuführen haben. Nicht so erfreulich ist für viele, dass die laufende Reform des Steuerrechts den EU-Regularien entsprechen soll und damit Vorteile zunichte gemacht werden. Das offizielle Zahlungsmittel ist der Guernsey-Pfund. BIP pro Kopf: 43.400 Dollar.

HONG KONG
Metropole und zugleich Sonderverwaltungszone an der Südküste der Volksrepublik China, mit mehr als sieben Millionen Einwohnern größtenteils chinesischer Abstammung auf 1104 Quadratkilometern eine Weltstadt und obendrein ein bedeutendes Wirtschafts- und Finanzzentrum. Der „duftende Hafen“, wo überwiegend kantonesisch gesprochen wird, zählt zu den wichtigsten Finanzplätzen Asiens und übt auf Geschäftsleute aus aller Welt immer noch eine beinahe magnetische Anziehungskraft aus. Hongkong bietet den so genannten Limited Companies ein hohes Maß an Anonymität und schützt die Privatsphäre, stellt unzählige Treuhänder zur Verfügung und hebt auf im Ausland erzielte Gewinne keine Steuern ein. Währung: Hongkong-Dollar. BIP pro Kopf: 39.871 Dollar.

LIBERIA
ein 97.000 Quadratkilometer großer Staat in Westafrika, der an Sierra Leone, Guinea, Elfenbeinküste sowie an den Atlantik grenzt. Früher, nach dem Zweiten Weltkrieg, ein rasant wachsendes Land, ist Liberia mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern nach dem 14 Jahre andauernden Bürgerkrieg zu einem der ärmsten Staaten der Welt geworden. Der afrikanische Staat hat trotz der politischen Instabilität die Reputation als interessante Steueroase geschafft. Für die Politik hat es nunmehr oberste Priorität, die übliche Korruption zu bekämpfen und Anreize für private Investoren aus dem Ausland zu schaffen. Zahlungsmittel sind der Liberianische Dollar und der US-Dollar. BIP pro Kopf: 484 Dollar.

LIECHTENSTEIN
das Fürstentum in Mitteleuropa ist der sechstkleinste Staat der Welt und wird als  konstitutionelle Erbmonarchie vom Haus Liechtenstein regiert. Das 160 Quadratkilometer kleine Mini-Land mit rund 36.000 BürgerInnen war stets als grandiose Steueroase und ein Paradies für Stifter bekannt, was ihm allerdings nicht nur ungetrübte Freuden, sondern wegen zahlreicher Steuer-Skandale auch  riesige Probleme beschert hat. Im November 2013 unterzeichnete Liechtenstein daher gezwungener Maßen ein internationales Abkommen zur Bekämpfung des Phänomens Steuerflucht. Dennoch sind etwa 17 Prozent der Jobs dem Finanzsektor zuzurechnen, der für mehr als ein Viertel des liechtensteinischen Bruttoinlandsprodukts sorgt. Währung: Schweizer Franken. Das BIP pro Kopf beträgt ca. 153.000 Dollar.

MALEDIVEN
ein islamischer Inselstaat im Indischen Ozean, bestehend aus mehreren Atollen und 1196 Inseln, von denen 220 von Einheimischen bewohnt und 87 weitere für touristische Zwecke genutzt werden. Seit 1965 unabhängig, gehören die Malediven trotz des florierenden Tourismus zu den ärmeren Ländern dieser Welt. Während ganz wenige der etwa 317.000 Einwohner zu Millionären wurden, lebt das Gros der Bevölkerung am Rande der Verelendung. Viele müssen in diesem Inselreich mit umgerechnet einem Dollar pro Tag das Auslangen finden. Der Inselstaat  ist dafür berühmt berüchtigt, dass er eines der simpelsten Steuersysteme der Welt offeriert – Steuern  sind nämlich, speziell für Ausländer, ein Fremdwort.  Währung: Rufiyaa. BIP pro Kopf: 8.342 Dollar.

MARSHALL INSELN
ozeanischer Inselstaat im westlichen Pazifischen Ozean, 181 Quadratkilometer groß und von ungefähr 55.000 Menschen bewohnt. Die Marshall Islands, die zu Mikronesien gehören, sind seit 1986 von den USA unabhängig und brillieren in der globalen Business-Community mit mehreren Atouts: Die Einkommensteuer beträgt acht oder 14 Prozent, die Körperschaftsteuer macht 11,5 Prozent, und die Umsatzsteuer beläuft sich auf sechs Prozent. Grundsteuer wird keine erhoben. Die Landeswährung ist der US-Dollar. BIP pro Kopf: 3.586 Dollar.

MAURITIUS
Inselstaat im Indischen Ozean, ungefähr 870 Kilometer östlich von Madagaskar gelegen. Die Fläche beträgt etwa 2.000 Quadratkilometer, die Einwohnerzahl liegt bei 1,2 Millionen. Nach 150 Jahren britischer Herrschaft wurde Mauritius 1968 unabhängig, um dem Commonwealth beizutreten. Seither stellt die Familie Ramgoolam den Premierminister. Eine große Anzahl von Banken und Finanzgesellschaften haben sich dort mit Begeisterung niedergelassen. Bei den so genannten Global Business Companies,  die kein Stammkapital benötigen, sind Steuern jedweder Art nicht fällig. Reine Offshore-Gesellschaften (GBC2) zahlen gar nichts und sind von Doppelbesteuerungsabkommen ausgenommen. GBC1-Companies haben mit einer Effektivbesteuerung von drei Prozent zu rechnen, sofern sie nur im Ausland  Geschäfte machen. Dividendenausschüttungen unterliegen einer Quellensteuer – fünf Prozent für juristische, 15 Prozent für natürliche Personen. Währung: Mauritius-Rupie. BIP pro Kopf: 10.517 Dollar.

MONACO
das Fürstentum an der Cote d‘Azur ist nach der Vatikanstadt der zweitkleinste Staat der Erde.  Monaco, seit 1911 eine konstitutionelle Monarchie mit dem Fürsten als Staatsoberhaupt, ist eine dicht besiedelte, mondäne Stadt mit etwa 37.000 Bewohnern, wo die Reichen und Superreichen aus vieler Herren Länder ihren elitären Wohnsitz gefunden haben. No na – weil der Stadtstaat bereits seit 1869 (!) von Privatpersonen weder Einkommen noch Erbschaftssteuer kassiert und obendrein im Ausland begangene steuerliche Macheloikes nicht ahndet. Aber Vorsicht: Unternehmen müssen in Monaco sehr wohl Steuern und jede Menge Gebühren zahlen. Wegen der massiven Kritik an der halbherzigen Bekämpfung von Geldwäsche und an der unzureichenden Bankenaufsicht bemüht sich die Regierung seit Jahren um eine bessere Reputation. Neuerdings zeigt sich Monaco durchaus bereit, mit Behörden anderer Länder zu kooperieren und Geldwäscher zu  behelligen. Die dortigen Kreditinstitute sind aber immer noch sehr aktiv und verwalten riesige Vermögen, wozu sich das Glücksspiel als nicht unbedeutender Wirtschaftsfaktor gesellt. BIP pro Kopf: 173.400 Dollar.

MONTSERRAT
eine 102 Quadratkilometer große Karibik-Insel, die als Überseegebiet des Vereinigten Königreichs zu den Kleinen Antillen gehört. Für die rund 5.000 Bewohner ist Queen Elizabeth II Staatsoberhaupt, das durch einen Generalgouverneur vertreten wird. Auf notorische Steuervermeider warten paradiesische Spielregeln: So etwa sind International Business Companies von der Einkommensteuer befreit, eine Kapitalbesteuerung gibt es nicht, und auch schmutziges Geld wurde lange so gut wie nicht belangt. So wie die übrigen britischen Überseeterritorien  zeigt sich jedoch auch Montserrat seit kurzem bereit, auf Wunsch Infos über dirty money an Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien  herauszurücken. Währung: Ostkaribischer Dollar. BIP pro Kopf: 11.565 Dollar.

NAURU
ein Inselstaat mit rund 10.000 Einwohnern im Pazifischen Ozean, der Fläche nach (21 Quadratkilometer) der drittkleinste Staat, obendrein die kleinste Republik am Globus. Nauru ist 1968 von Australien unabhängig geworden und bekannt dafür, dass es dank erheblicher Steuervergünstigungen zu einer Art El Dorado der internationalen Geschäftswelt fungiert. Das dortige Finanzsystem wird längst verdächtigt, Geldwäsche und Anlagebetrug in großem Stil zu tolerieren. Seit Jahren wird das Land, das von der OECD auf die schwarze Liste der Geldwäscheoasen gesetzt worden ist, für diese Praktiken heftig kritisiert. Der 2003 gefasste Beschluss, sämtliche Banklizenzen zu widerrufen, wurde freilich wieder sistiert. Währung: Australischer Dollar. BIP pro Kopf: 15.211 Dollar.

NIUE
eine isolierte, 260 Quadratkilometer kleine Koralleninsel im Südpazifik, südlich von Samoa und westlich der Cook Islands gelegen – Neuseeland, mit dem Niue seit 1974 durch einen Assoziierungsvertrag ist, ist 2400 Kilometer nordöstlich zu finden.  Die Regierung des nicht einmal 2.000 Einwohner zählenden Ministaates versucht, neben dem Tourismus auch das Finanzwesen zu fördern. Ausländische Firmenniederlassungen, die dort eine jährliche Lizenzgebühr von 150 US-Dollar zahlen, ersparen sich jegliche Steuerleistungen und entgehen auch etwaigen Doppelbesteuerungsabkommen.  Währung: Neuseeland-Dollar. BIP pro Kopf: 4.700 Dollar.

PANAMA
Eine 75.500 Quadratkilometer große Republik in Mittelamerika, die im Westen an Costa Rica und im Osten an Kolumbien grenzt, das den Staat 1903 in die Unabhängigkeit entließ. Wichtigste Einkunftsquelle ist der das Land durchquerende Panamakanal, der die Karibik mit dem Pazifischen Ozean verbindet. In Panama, wo 3,3 Millionen Einwohner leben, sind weltweit die meisten Schiffe registriert, weil das erforderlicher Verfahren unbürokratisch abläuft und die Steuern niedrig bzw. gar nicht üblich sind. Eine Sociedad Anonima (S.A.)  wird bei einer lokalen Anwaltskanzlei registriert. So etwas wie Doppelbesteuerungs- oder Rechtshilfeabkommen oder eine Quellensteuer bei Abfluss von Dividenden ins Ausland existiert nicht. Als Währungen stehen Balboa und US-Dollar zur Verfügung. BIP pro Kopf: 11.147 Dollar.

SAINT KITTS UND NEVIS
ein föderaler Inselstaat auf den Kleinen Antillen, mit der 176 Quadratkilometer großen Insel St. Kitts und der 93 Quadratkilometer umfassenden Insel Nevis und einer Bevölkerung von alles in allem 52.000 Menschen. Die beiden Inseln wurden 1983 vom VereinigtenKönigreich in die Unabhängigkeit entlassen, dann stritten sie heftig, blieben aber letztlich als parlamentarische Monarchie im Commonwealth of Nations zusammen. Staatsoberhaupt ist die britische Queen,  Währung der Ostkaribische Dollar. Die Föderation, die ausländischen Investoren jeglichen Steuerkram erspart und diesen,   sofern sie zumindest 400.000 US-Dollar investieren, auch gleich die Staatsbürgerschaft verleihen, schloss allerdings in jüngerer Vergangenheit mit etlichen Ländern, darunter Deutschland, Abkommen über die Unterstützung in Steuerstrafsachen ab. BIP pro Kopf: 14.102 Dollar.

SEYCHELLEN
ein seit 1976 vom Vereinigten Königreich unabhängiger Inselstaat im Indischen Ozean, der topografisch zu Afrika gehört: 455 Quadratkilometer groß, 91.000 Einwohner und ein beliebtes Urlaubsparadies, doch Mitte 2008 zahlungsunfähig geworden und mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds wieder auf die Beine gekommen.  Jetzt kann das Urlaubsparadies, wo sich seit 1994 auch mehr als 100.000 Offshore-Companies extrem wohl fühlen, das zweithöchste Pro-Kopf-Einkommen aller afrikanischen Länder verzeichnen. Die auf den Seychellen  registrierten International Business Companies (IBC) genießen volle Steuerfreiheit, müssen weder Buchführung betreiben noch Geschäftsberichte   erstellen und werden von einer Vielzahl an Zweigniederlassungen oder Tochtergesellschaften internationaler Finanzinstitute liebevoll betreut. Landeswährung ist die Seychellen-Rupie. BIP pro Kopf: 15.115 Dollar.

ST. VINCENT UND DIE GRENADINEN
ein seit 1979 unabhängiger Inselstaat in der Karibik, südlich von St. Lucia und nördlich von Grenada positioniert. Er besteht aus der Insel St. Vincent und den 32 Inseln der nördlichen Grenadinen, die zu den Kleinen Antillen gehören. Die Gesamtfläche beträgt 389 Quadratkilometer, die Einwohnerzahl hält bei etwas mehr als 100.000 Menschen. Der Tourismus sichert die meisten Arbeitsplätze, Industrie und Landwirtschaft spielen nur untergeordnete Rollen. Das Offshore-Banking hat schon einmal bessere Zeiten erlebt, weil seit dem Jahr 2000 ein scharfer regulatorischer Wind weht und den verbliebenen Finanzjongleuren strenger auf die Finger. Dennoch sind in etwa 8.000 so genannte International Business Companies sowie Trusts vor Ort. Währung: Ostkaribischer Dollar. BIP pro Kopf: 6.694 Dollar.

TURKS- UND CAICOSINSELN
ein britisches Überseegebiet im Atlantischen Ozean, das sich aus zwei Inselgruppen mit einer Gesamtfläche von 497 Quadratkilometern und 42.000 Einwohnern zusammensetzt. Staatsoberhaupt ist die Queen, die durch einen von ihr ernannten Gouverneur vertreten wird – dennoch gibt es mit London zahlreiche Unstimmigkeiten, etwa bei der auf den Inseln bekämpften Einführung einer Mehrwertsteuer. Seit 1981 wurde der Finanzsektor gezielt aufgebaut, der heute nach dem Tourismus zweitwichtigste Einnahmequelle ist. Es gibt keinerlei Restriktionen  für ausländische Investments, etwa bei Geldtransfers,  keine Doppelbesteuerungsabkommen, nichts, was clevere Finanzjongleure stören könnte. Währung: US-Dollar. BIP pro Kopf: 21.338 Dollar.

VANUATU
ein souveräner Inselstaat im Südpazifik, der aus dem seit 1906 bestehenden britisch-französischen Kondominium Neue Hebriden hervorging und seit 1980 von Frankreich und dem UK unabhängig ist. Das aus 83 Inseln bestehende Staatsgebiet erstreckt sich über 1.300 Kilometer und gehört zu Melanesien, auf den 67 bewohnten Inseln leben 235.000 Einwohner auf einer Fläche von 12.190 Quadratkilometern. Vanuatu ist ein beliebter Offshore-Finanzplatz, weil es keine Einkommens-, Körperschafts- oder Kapitalertrags-steuern gibt. Der Staatshaushalt  wird mittels Einfuhr- und Mehrwertsteuer sowie durch diverse Gebühren finanziert. Im März 2015 wurden in der Hauptstadt Port Vila durch einen Zyklon nahezu alle Gebäude zerstört und der nationale Notstand ausgerufen. Die Währung heißt Vatu. BIP pro Kopf: 3.092 Dollar.

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