Freitag, 26. April 2024
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Die EU-Bühne als Sprungbrett an die Spitze von Salzburg

Bild © European Union, 2018 / Source: EC – Audiovisual Service

Eine Kultur-Meldung aus Salzburg signalisiert eine Personalrochade, die die Kultur, die die Landes- und Europapolitik betrifft.

2023 stehen in Salzburg Landtagswahlen an. Noch vorher soll es an der Spitze des Landes zu einem Wechsel kommen. Der seit 2013 amtierende ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer (er löste damals die sozialdemokratische Landeshauptfrau Gabi Burgstaller ab) will rechtzeitig für eine geregelte Nachfolge sorgen. Er will sich aber nicht wirklich in den Ruhestand zurückziehen, sondern würde gerne die Leitung einer herausragenden Kulturinstitution übernehmen. Für die Führung der Landesregierung ist ganz intensiv eine Politikerin im Gespräch, die derzeit der Bundesregierung angehört und auf der Kandidatenliste für die EU-Wahlen steht.

Haslauer  – von der Politik in die Kultur

Aufgedeckt hat diese Geschichte, die „entre nous“ schon seit einigen Wochen die Runde macht, eine simple Presse-Meldung. Darin heißt es, dass der mit 30. September 2020 auslaufende Vertrag der Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler um drei Monate bis 31. Dezember 2020 verlängert wird. Ihre Funktion werde unmittelbar nach den Jubiläumsfestspielen (2019 feiert man deren 100-jähriges Bestehen) noch im September 2020 ausgeschrieben. Schon seit längerem ist bekannt, dass Haslauer, der bereits seit 2004 an der Spitze der Salzburger ÖVP steht und immer wieder auch für bundespolitische Funktionen genannt wurde (zuletzt auch als Kandidat für die nächsten Präsidentschaftswahlen), gerne von der Politik Abschied und den Kultur-Leitbetrieb übernehmen würde. Dazu bedarf es aber erst noch der Wahl durch das Festspielkuratorium und zuvor der entsprechenden Ausschreibung.

Festspiele – ein bedeutender Wirtschaftsfaktor

Die Salzburger Festspiele sind in der Tat ein Leitbetrieb, der einer starken und erfahrenen Führungskraft bedarf. Sie gehören zu den größten europäischen Kulturevents, sind ein Aushängeschild Österreichs und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Schaffen sie doch alljährlich direkt und indirekt eine Wertschöpfung in Salzburg von 183 Mill. Euro und in Österreich von 215 Mill. Euro. Seit 1995 ist Rabl-Stadler Präsidentin der Festspiele. Nach einer nun 25-jährigen Tätigkeit will sie sich in den Ruhestand zurückziehen, was eine Reihe von Weichenstellungen zur Folge hat.

Edtstadler – Über die EU zurück nach Salzburg

Und diese betrifft auch die Landespolitik, ja schlägt Wellen bis ins EU-Parlament. Unter den derzeitigen Landespolitikern zeichnet sich nämlich für Haslauers Nachfolge kein „logischer Nachfolger“ ab. Als Zukunftshoffnung gilt dafür die von Sebastian Kurz in die Regierung geholte gelernte Juristin Karoline Edtstadler. Sie leidet derzeit darunter, wie es immer wieder heißt, dass sie als Staatssekretärin bei Innenminister Herbert Kickl eher ein Schattendasein fristet. Da sie als politisch aktiv und effektiv gilt, wurde sie bereits im Sommer von Kurz und Haslauer für „höhere politische Weihen“ vorgesehen, auch als ÖVP-Kandidatin für die EU-Wahl genannt. Edtstadler wehrte immer wieder ab, stimmte aber nun zu Jahresbeginn doch zu. Der erklärte Wunsch des Bundeskanzlers war es nämlich, neben dem ergrauten und in Teilen der ÖVP nicht unumstrittenen Othmar Karas ein frisches, neues Gesicht im Europaparlament zu präsentieren. Und zudem ging es darum, Edtstadler in der Öffentlichkeit noch stärker bekannt zu machen und profilieren zu lassen.

Es dürfte, wenn man die Festlegung des Kuratoriums der Salzburger Festspiele richtig interpretiert, nur ein etwa eineinhalbjähriges Gastspiel in Brüssel und Straßburg werden.

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