Donnerstag, 25. April 2024
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Wie Österreich im Länder-Vergleich abschneidet

Österreich wird  also ein besonders sicheres Land eingestuft –  schön, das zu hören. Der erfreuliche Befund  ist dem  kürzlich veröffentlichten „Global Peace Index“ des Institutes for Economics and Peace in Syndney zu danken, das sozusagen amtlich machte, dass wir der weltweit drittsicherste Staat seien – nach Island und Dänemark. Derartige Ranglisten werden laufend von allen möglichen Urhebern zu allen möglichen Sachgebieten publiziert, sodass es gar nicht so einfach fällt, auch nur halbwegs den Überblick zu bewahren.

Die Wirtschaftskammer Österreich hat in ihrem kürzlich vorgestellten „Monitoring Report 2016“ den Versuch unternommen, auf der Basis von rund 150 internationalen Statistiken, Rankings und diversen Indikatoren die Stärken und Schwächen, aber auch die Herausforderungen und Risken des Wirtschaftsstandorts zu analysieren und festzuschreiben. Dieses Zahlenwerk macht deutlich, dass das Land in ganz wenigen Bereichen Spitze ist – etwa bei Lebensqualität, der dualen Ausbildung oder bei Exporten – , dass in anderer Hinsicht jedoch ein beträchtlicher Aufholbedarf besteht, beispielsweise bei der steigenden Arbeitslosigkeit, den notwendigen Reformen und…und…und…
 
Die EU-Infothek fasst die Ergebnisse der wichtigsten internationalen Vergleiche zusammen, um aus den jeweiligen Platzierungen Österreichs ein Gesamtbild zu zeichnen, das halbwegs klar macht, wie die Republik derzeit EU- bzw. weltweit wirklich dasteht.
 

DIE PLUSPUNKTE

 
Glückliche Bürger
 
In dem von  Gallup erhobenen „World Happiness Report“ rangiert Österreich unter 156 Ländern an Position 12. Ganz besonders happy müssen jedenfalls die Dänen als Sieger sein, die Schweizer, Isländer,  Norweger und Finnen auf die Plätze verweisen. Die Befindlichkeit der Briten (23.), Franzosen (32,) oder Italiener (50.) hingegen lässt schon ziemlich zu wünschen übrig.
 
Lebensqualität
 
Wird in Österreich großgeschrieben:  Im „Better Life Index“ der OECD rangieren wir an 15. Stelle (bei 38 Staaten). Noch deutlich erfreulicher ist das Resultat eines Städte-Vergleichs der internationalen Beratungsgesellschaft Mercer. Diese analysiert alljährlich insgesamt 39 Kriterien, die für ins Ausland entsendete Mitarbeiter relevant sind – von persönlicher Sicherheit über das Gesundheitssystem bis zu Umweltaspekten: Im aktuellen Ranking liegt nämlich Wien vor Zürich, Auckland, München und Vancouver sowie fast 230 weiteren Städten erstmals auf Platz 1.
 
Innovation
 
Ein  absoluter rot-weiß-roter Lichtblick:  Laut einschlägigen Indizes der französischen Business School INSEAD und des US-Finanzdienstleisters Bloomberg  belegt Österreich die Ränge 20 (unter 128) bzw. 13 (von 50). Die EU-Kommission wiederum bescheinigt uns laut „European Innovation Scoreboard“ gar Rang 10. Das heißt also: Innovation wird hierzulande Ernst genommen.
 
BIP pro Kopf
 
Mit 46.223 Dollar rangiert die Alpen-Republik auf dem guten 13. Platz – allerdings ziemlich deutlich hinter Luxemburg (2.), aber knapp hinter Irland (11.) und den Niederlanden (12.). Österreich zählt damit zu den reichsten Staaten der Welt. Die Nicht-EU-Länder Norwegen und Schweiz belegen die Ränge sieben und acht. Spitzenreiter ist Katar. 
 
Beschäftigungsquote
 
Die EU-Statistikbehörde  Eurostat bescheinigt uns auf Grund von 71,1 Prozent Rang 7 – was bedeutet, dass  in 21 Ländern der Union  prozentuell weniger Menschen einen Job haben als bei uns. Besser schneiden hingegen etwa Schweden, die Niederlande, Deutschland und Dänemark ab. Das hohe Beschäftigungsniveau wird allerdings durch die steigende Arbeitslosigkeit getrübt.
 
Staatsimage
 
Das renommierte  Reputation Institute in New York zieht in seiner Studie „The World‘s Most Reputable Countries“ vor Österreich den Hut: Platz 11   von  70 Ländern. Schweden liegt imagemäßig vor Kanada, der Schweiz, Australien und  Norwegen in Front. Von den EU-Ländern schneiden Finnland, Dänemark, Irland und  die Niederlande besser als wir ab – Deutschland folgt hingegen erst auf Platz 18.
 
Korruption
 
Laut neuestem „Corruptions Perceptions Index“ der Saubermacher-Organisation  Transparency International ist Österreich die Nummer 16 – nach acht EU-Ländern. Am seriösesten wird Dänemark eingeschätzt, das vor Finnland und Schweden an der Spitze liegt. Die rot-weiß-rote Republik konnte sich seit dem Vorjahr (Rang 23) deutlich verbessern.
 
Infrastruktur
 
Was die Infrastruktur anlangt – also Verkehr, Energie, Technologie, Gesundheit, Umwelt etc. – , wird Österreich vom Institute für Management Development auf Platz 12 gereiht – erfreulich, weil das Land 2015 noch Rang 20 belegt hat. Ganz vorne rangieren die USA vor Dänemark, der Schweiz, Schweden und Finnland. Insgesamt wurden 61 Staaten evaluiert.
 
 

DIE PROBLEMZONEN

 
Wirtschaftswachstum
 
Laut OECD-Prognose vom Juni 2016 wird es heuer global ein Plus von drei Prozent geben – Österreich darf allerdings mit nur 1,3 Prozent Zuwachs rechnen, was  unter dem Euroraum-Durchschnitt (1,6 %) liegt.  Daran wird sich voraussichtlich bis 2021 nichts ändern.
 
Wettbewerbsfähigkeit
 
Das Institute for Management Development (IMD) stuft Österreich in seinem „World Competitiveness Scoreboard“ hinter neun EU-Mitgliedsstaaten auf Platz 24 ein, was seit 2015 eine leichte Verbesserung bedeutet, im Vergleich zum Jahr 2010 freilich eine massive Verschlechterung – damals bekleideten wir noch Rang 14. Aktuelle Spitzenreiter sind China/Hongkong, die Schweiz und die USA. Im „Global Competitiveness Index“ des World Economic Forums (WEF) wiederum liegt Österreich unter 140 Ländern an 23. Stelle – in der Poleposition: Schweiz.
 
Regulierung & Reformen
 
Der Think Tank Heritage  Foundation  in Washington verpasst Österreich mit seinem „Index of Economic Freedom“  einen deutlichen Warnschuss: nur Platz 28 unter 186 Ländern. Positiv werden etwa die unternehmerischen Aktivitäten, die politische Stabilität und der Rechtsstaat bewertet, negativ die hohe Steuer- und Abgabenbelastung, die hohen Bürokratiekosten oder die öffentlichen Finanzen.
 
Arbeitsmarkt
 
Im einschlägigen Ranking des IMD World Competitiveness Center in Lausanne kommt Österreich im EU-Vergleich auf Rang 8 bzw. unter den 61 erfassten Staaten nur auf Rang 29 – eine relativ schwache Platzierung im Mittelfeld bei negativem Trend: 2010 war das Land noch Sechzehnter. Die günstigsten Arbeitsmarktbedingungen gibt es übrigens in der Schweiz.
 

DIE SCHWACHSTELLEN

 
Staatsschulden
 
Bei der Staatsverschuldung (in Prozent des BIP) rangiert Österreich im Vergleich laut Eurostat nur an Position 20. Bester ist Estland, auf den Plätzen folgen Luxemburg, Bulgarien und Dänemark. Schlusslichter sind erwartun gsgemäß Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland.
 
Jugendarbeitslosigkeit
 
Von den 15-bis 29-jährigen Österreichern ist laut OECD-Daten jeder Zehnte ohne Job. Besser sieht die Situation in Island (6,1 %), der Schweiz und Norwegen sowie in vier EU-Mitgliedsländern (Deutschland, Niederlande, Luxemburg, Schweden) aus – ein Alarmsignal ist der Status quo in Österreich aber allemal.
 
Steuerbelastung
 
Laut „Total Tax Wedge“ der OECD  haben sich die rot-weiß-roten Arbeitnehmer mit der zweithöchsten Steuerbelastung abzufinden – nur die Belgier sind noch schlimmer dran. In 32 anderen Staaten sieht es laut dieser Untersuchung besser aus, am allerbesten in Irland und der Schweiz.
 
Investitionen in Bildung
 
Mit 4,9 Prozent des  BIP, die Österreich in den Bildungssektor fließen lässt, ist in der weltweiten Rangliste nur Platz 17, knapp vor den USA, drinnen. Nummer Eins ist diesbezüglich Norwegen (mit 6,5 %), gefolgt von  Südafrika, Island, Belgien und Finnland. Gas geben wäre dringend erwünscht.
 
Finanzmarkt
 
Das World Economic Forum stuft die heimische Finanzbranche nur auf Platz 47 von 140 Ländern ein – damit um zehn Plätze sclechter als vor drei Jahren. Von den EU-Staaten sind Finnland, Schweden oder Deutschland wesentlich besser dran. Ein ähnlich hartes Urteil fällt das Schweizer IMD, dem zu Folge Österreich auf Rang 45 liegt, in der EU-Wertung bloß am 19. Stelle.
 
Effizienz der Regierung
 
Einen Tiefschlag setzt es vom Schweizer IMD für die Arbeit der Regierung: insgesamt nur Platz 35, EU-weit  Rang 16. Vor sechs Jahren  schnitten die heimischen Politiker noch deutlich besser ab.  Sie könnten sich vermutlich von den besser bewerteten Kollegen in der Schweiz, in Dänemark, Norwegen oder Luxemburg so manches abschauen.
 
 *
 
Das ist freilich noch nicht alles, was zu verbessern wäre: So unterschiedliche Probleme wie der Fachkräftemangel, das niedrige effektive Pensionsantrittsalter, zu wenig alternative Finanzierungsformen à la Venture Capital, die geringe Kapitalisierung am Aktienmarkt bremsen eine  Entwicklung in die richtige Richtung. Nötig wären entsprechende Reformen von politischer Seite, etwa in den Bereichen Pensionssystem, Sozialleistungen, Gesundheitswesen, Bürokratie und Verwaltung, aber auch Maßnahmen am Arbeitsmarkt, beispielsweise bei Arbeitskosten, Lohnnebenkosten, Arbeitszeiten etc. 
 
Die Crux dabei ist, dass es die zerstrittene rot/schwarze Koalition nicht und nicht schafft, an vielen Hebeln zu drehen, damit die Republik im internationalen Vergleich summa summarum nur mittelprächtig dasteht, sondern sich an die Spitze vorarbeiten könnte – was beispielsweise Dänemark mehrmals locker schafft. Auch wenn sich die heimische Wirtschaft, die etwa im Exportgeschäft bestens aufgestellt ist, noch so anstrengt, ja geradezu zerspragelt – wenn die Rahmenbedingungen nicht möglichst verbessert werden, wird der Standort leider nur Mittelmaß bleiben müssen. Die Kernfrage sollte also lauten: Was können – und machen – denn die Dänen, was wir nicht können und nicht machen?
 

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