Samstag, 20. April 2024
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Trumps Personalpolitik: Sie sind gefeuert…

Bild © Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America (Donald Trump) CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons (Ausschnitt)

Intrigen, Machtkämpfe, Rochaden, Rausschmisse und Abgänge sind im Weißen Haus alltäglich.

Sie ist 29, sieht toll aus und beherrscht ihren Job. Nein, hier geht es nicht um  eine einstige Affäre des US-Präsidenten – die Rede ist von Hope Hicks, ihres Zeichens Kommunikationsdirektorin von Donald Trump, zumindest bis vor kurzem. Die taffe PR-Lady, die im Weißen Haus seit einem halben Jahr zum innersten Kreis gehört hatte, kündigte Ende Februar ihren Rücktritt an. Trump, der sie besonders schätzt, verliert mit ihr eine der wenigen Mitarbeiterinnen, denen er uneingeschränkt vertrauen konnte.

Für den Boss im Weißen Haus  ist die gigantische Fluktuation in seinem Staff, die zusehends ein chaotisches Ausmaß erreicht (siehe Kasten unten), freilich nichts Neues. Erst am vergangenen Mittwoch warf er – wie üblich via Twitter – Veteranenminister David J. Shulkin aus dem Amt:  Dieser hatte sich den  Fauxpas geleistet, mitsamt seiner Ehefrau auf Staatskosten das  Tennisturnier in Wimbledon zu besuchen, was für viele Schlagzeilen sorgte. Obendrein fanden mediale Alleingänge des Ministers ganz und gar nicht den Gefallen seines Chefs. Das Ministeramt wird übrigens der  Militärarzt Ronny L. Jackson  übernehmen.

Der unberechenbare Präsident ist der Hauptgrund, dass sich seine Umgebung in personeller Hinsicht ständig ändert: Während frühere Lakaien wie sein Sprecher Sean Spicer oder eben Hope Hicks von sich aus – zumeist entnervt – alles hinschmeißen und kündigen, entlässt Trump mit spezieller Vorliebe unliebsam gewordene Top-Berater wie den ultrarechten Hardliner Steve Bannon oder seinen Außenminister Rex W. Tillerson, der ihn einmal  – höchstwahrscheinlich nicht zu Unrecht – als „Trottel“ bezeichnet hat, undementiert übrigens. Mister Trump müssen bei der Selektion seines Personals jedenfalls entsetzlich viele Fehleinschätzungen unterlaufen sein, sonst wären die zahlreichen Rausschmisse nicht erforderlich geworden.

Es ist nämlich höchst ungewöhnlich, dass ein US-Präsident innerhalb von 15 Monaten nicht weniger als drei Nationale Sicherheitsberater benötigt: Trump hatte sich zunächst für den windigen Ex-Lieutenant General Michael T. Flynn entschieden, der schon nach nur zwei Wochen (!) Geschichte war, weil er angeblich gelogen – oder zumindest diverse Russland-Kontakte verschwiegen hat. Sein Nachfolger in dieser höchst sensiblen Funktion wurde der Top-Offizier Herbert R. McMaster, obwohl er Trump dem Aussehen nach an einen Bierverkäufer erinnert und in den regelmäßigen Besprechungen für den Geschmack des Präsidenten  stets viel zu viel herum schwafelte. Also musste auch er gehen und dem gelernten Diplomaten John R. Bolton Platz machen, der  sich ab 9. April um die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten kümmern muss.

Sessions:  Das nächste Opfer?

Trump verschliss bislang nicht nur wichtigere und unwichtigere PR-Leute – der merkwürdigste  und zugleich skandalumwitterte Typ hieß Anthony Scaramucci und hielt sich im Weißen Haus gerade mal zwei Wochen – , sondern er hält zur Zeit auch beim zweiten Stabschef, der allem Anschein nach jedoch ebenfalls zur Disposition steht – aber schön der Reihe nach: Zunächst betraute er den damals 44-jährigen Juristen Reince Priebus mit diesem höchsten Posten in seinem Vorzimmer. Dieser war immerhin  zuvor als Vorsitzender des Republican National Committees eine große Nummer des parteinahen Establishment-Flügels und hätte vermutlich die professionellen Voraussetzungen gehabt, um Trump die richtigen Wege zu weisen. Doch Priebus rieb sich im permanenten Machtkampf gegen Steve Bannon und verlor alsbald Trump Vertrauen.

Im Juli 2017 musste er für den damaligen Minister für Innere Sicherheit, John F. Kelly, Platz machen, den er zuvor aus dem Ruhestand rekrutiert hatte. So richtig glücklich wurde der ehemalige General als Trump Befehlsempfänger im Weißen Haus freilich nie, weil er bei seinem Chef relativ wenig zu melden hat. Und deshalb verwundert es  nicht, dass er in den Medien schon seit geraumer Zeit als amtsmüder Ablösekandidat gehandelt wird – wer der Dritte im Bunde sein könnte, steht allerdings noch in den Sternen.

Keine großartige Überraschung wäre es hingegen, würden einige Minister in Bälde ähnlich unangenehm auffallen wie Tom Price: Der ehemalige Gesundheitsminister wurde von Trump gefeuert, weil er für dienstliche Trips im Privatjet 400.000 Dollar ausgegeben hat. Der Präsident gibt zwar für seine Golf-Leidenschaft, die er u.a. in Florida auszuleben pflegt, ein Vielfaches aus, doch er darf das eben.  Und kann nur hoffen, dass seine Männer, etwa Umweltminister Scott Pruitt oder  Finanzminister Steve Mnuchin nicht für ähnliche  Skandale sorgen werden. Letzterer wollte beispielsweise einen Regierungsjet für seine Flitterwochen nutzen, was er im letzten Moment allerdings gecancelt hat.

Auf Trumps Abschussliste ganz oben steht derzeit jedenfalls US-Justizminister Jeff Sessions, von dem der Präsident anfangs große Stücke gehalten hatte. Jetzt – nach zahllosen Meinungsverschiedenheiten – wird der Arme im Weißen Haus vermutlich ungefähr so gehasst wie die Pest. Sessions hat wohlweislich schon mehrmals seinen Rücktritt angeboten – und man darf darauf wetten, dass dieser demnächst angenommen wird. Trump argumentiert, dass es „extrem unfair“ sei, wie sich sein einstiger Günstling in Sachen Russland-Affäre verhalte. Daher wird es bald heißen: „Jeff, you’re fired…“

 

Das Heiße Haus

Diese EUI-Doku zeigt,  wen Donald Trump aller feuerte bzw.  wer  aller den  Boss  nicht  mehr  aushielt.

  1. März: David J. Shulkin

Das neueste „Opfer“ des US.Präsidenten ist der 59-jährige Veteranenminister, ein Relikt aus der Obama-Ära. Ihn brachte eine unsaubere Spesenabrechnung zu Fall.

  1. März: John Dowd

Der wichtigste Anwalt in Sachen Russland-Ermittlungen tritt zurück. Der 77-Jährige fühlt sich vom Präsidenten übergangen.

  1. März: Herbert R. McMaster

Der Nationale Sicherheitsberater wird von Trump vor die Tür gesetzt und durch den früheren UN-Botschafter John Bolton, einen typischen Hardliner, ersetzt.

  1. März: Andrew McCabe

Der stellvertretende FBI-Chef wird wenige Tage vor Antritt  seines Ruhestands gefeuert.

  1. März: Rex Tillerson

Der US-Außenminister muss nach einem Trump-Rülpser auf Twitter endgültig gehen. CIA-Chef Mike Pompeo, ein total loyaler Trump-Vasall, darf ihm nachfolgen.

  1. März: John McEntee

Der persönliche Assistent des Präsidenten fliegt abrupt raus – Hintergrund: mysteriös.

  1. März: Gary Cohn

Der wichtigste Wirtschaftsberater im Weißen Haus, früher Chef der Investment-Bank Goldman Sachs, schmeisst alles hin: Er hält Trumps Drohungen, Stahl und Aluminium-Importe mit hohen Zöllen zu belegen, für kompletten Unsinn.

  1. Feb.: Hope Hicks

Die Kommunikationsdirektorin, erst seit August im Amt, verabschiedet sich wieder – sie soll ein Verhältnis mit einem in Verruf geratenen Kollegen gehabt haben.

  1. Feb.: Josh Raffel

Der stellvertretende Kommunikationschef hat genug von der Trump-Administration und wirft das Handtuch.

  1. Feb.: Jared Kushner

Der Schwiegersohn von Donald Trump, der auch dessen Senior Adviser ist, hat ab sofort keinen Zugang mehr zu streng  geheimen Informationen – eine elegante Form der Entmachtung…

  1. Feb.: David Sorensen

Der  Redenschreiber des Präsidenten muss notgedrungen den Job hinschmeissen, weil gegen ihn schwere Beschuldigungen aufgetaucht sind – metoo lässt grüßen…

  1. Feb.: Rob Porter

Der enge Trump-Mitarbeiter muss wegen der Gerüchte zurücktreten, er sei gegenüber seinen beiden Ex-Frauen gewalttätig gewesen.

  1. Dez.: Omarosa Manigault Newman

Im  Office of Public Liaison kommt es zum nächsten Rausschmiss – warum die Dame den Job verliert, weiss wohl nur der Präsident.

  1. Dez.: Dina Powell

Die stellvertretende Sicherheitsberaterin kündigt an, dass sie demnächst ausscheiden werde. Grund: unbekannt.

  1. Sept.: Tom Price

Der Gesundheitsminister muss seinen Hut nehmen, weil er für Dienstreisen in Privatjets 400.000 Dollar ausgegeben hat – Trump ist auch sauer auf ihn, weil er Obamacare weder abschaffen noch reformieren konnte. Price-Nachfolger wird Alex Azar.

  1. Aug.: Sebastian Gorka

Der in Ungarn geborene Staff-Mitarbeiter, der als rechter Verschwörungstheoretiker bekannt war, wird von Trump rausgeschmissen – Ursache: unklar.

  1. Aug.: Steve Bannon

Der umstrittene Chefstratege, der als Scharfmacher immer wieder für Schocks sorgte, ist Geschichte – die internen Machtkämpfe im Weißen Haus indes sind prolongiert.

  1. Juli: Anthony Scaramucci

Nach nur elf Tagen im Amt muss sich der schräge PR-Heini schon wieder verschossen – er hat etwa Stabschef Priebus als „schizophrenen Paranoiden“ bezeichnet.

  1. Juli: Reince Priebus

Nach sechs Monaten ist die Zeit für den Stabschef abgelaufen: Der 44jährige Jurist hat sich im Duell mit Steve Bannon aufgerieben. Der bestens vernetzte Polit-Profi, zuvor  so etwas wie Generalsekretär der  Republikaner,  wird durch den 67-jährigen Ex-Heimatschutzminister John Kelly ersetzt.

  1. Juli: Michael Short

Als PR-Mann ein Vertrauter von Priebus, muss er seinen Stuhl räumen, nachdem ihm Anthony Scaramucci den Rauswurf angedroht hatte.

  1. Juli: Sean Spicer

Der völlig ausgelaugte Trump-Sprecher, frustriert wegen der Bestellung  Scaramuccis, wirft alles hin – den Job übernimmt seine bisherige Stellvertreterin Sarah Sanders.

  1. Juli: Walter Shaub

Ein weiterer Trump-Kritiker räumt das Feld: Dem noch von Obama eingesetzten Chef der Ethikbehörde  United States Office of Government Ethics reicht es. Er hatte dem US-Präsidenten vorgeworfen, Politik und Geschäft nicht ausreichend zu trennen.

  1. Mai: Mike Dubke

Der erste Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses geht nach drei stressigen Monaten.

  1. Mai: James Comey

Der FBI-Direktor wird von Trump überraschend entlassen – womöglich, weil sich dieser  über die Russland-Ermittlungen der Behörde geärgert hatte.

  1. Mai: Angella Reid

Als eine Art Haushofmeisterin schon lange im Weißen Haus beschäftigt, verliert die 57-jährige Jamaikanerin ihren Job bei Donald Trump.

  1. Feb.: Michael Flynn

Der Nationale Sicherheits-Berater muss zurücktreten, weil  ihm Kontakte zum russischen Botschafter Sergey Kislyak nachgewiesen wurden, die  er Vizepräsident Pence gegenüber verschwiegen hat..

  1. Jan.: Sally Yates

Die erst seit zehn Tagen kommissarisch amtierende Justizministerin wird von Trump entlassen, weil sie sich  beim Einreise-Stopp für Muslime quergelegt hat.

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