Donnerstag, 28. März 2024
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ORF oder Hochmut kommt vor dem Fall

Die Selbstherrlichkeit der ORF-Führung, die Überheblichkeit einiger Akteure könnte zur Folge haben, dass sogar die Regierungsparteien bei einem Rundfunkvolksbegehren mit dabei sind.

Die Attacke des Verlegers Christian Mucha vor allem gegen den ZiB-2-Anbchorman Armin Wolf, Generaldirektor Alexander Wrabetz und Programmdirektorin Katrin Zechner machte bereits deutlich, dass in der größten Medienorgel des Landes (so der ehemalige legendäre GI Gerd Bacher) schrille Misstöne vorherrschend sind. Erst vor einem halben Jahr drückte die SPÖ das um Richard Grasl bereinigte Wunsch-Team von Wrabetz durch, nun aber dürfte auch in der sozialdemokratischen Parteizentrale eine Art Götterdämmerung angebrochen sein. Nicht anders ist es sonst zu verstehen, dass die Kern-Truppe ernsthaft überlegt, gemeinsam mit der ÖVP und der FPÖ ein neues Rundfunk-Volksbegehren zu entrieren. Das ließ niemand geringer als ÖVP-Parteiobmann Reinhold Mitterlehner kürzlich intern durchblicken. Nicht mit von der Partie sind die Grünen, die derzeit vor allem redaktionell Oberwasser im ORF haben.

Personalränke in der Führungsetage

Es sind gleich mehrere Frontabschnitte im ORF, an denen es kriselt. Und wo man es bei den derzeitigen Zuständen nicht belassen und daher den Hebel mit einem Volkbegehren ansetzen will. Vorerst haben noch personelle hausinterne Ränkespiele Vorrang. Das beginnt bereits beim Management, wo Wrabetz die derzeit allzu mächtige Programm-Direktorin Zechner entmachten will. Geschehen soll dies durch die Etablierung von so genannten Channel-Managern, denen die Verantwortung für die Informationsleisten auf ORF 1 und ORF 2 übertragen werden soll. Zurecht gestutzt werden dürfte dabei auch ZiB-2-Anhorman Armin Wolf, der bereits eine Art Meinungsmonopol gepachtet hat. Mehr noch, er versucht sich zum Richter aufzuspielen, der allein vorgibt, was man Tun darf und Lassen soll. Hinzu kommt noch, dass der Stiftungsrat bei seiner derzeitigen Zusammensetzung seiner Funktion als Kontrollorgan in keiner Weise nachkommt, aber auch nicht das geistige Format hat, innovative Motivationen zu fördern.

Rot-grüne Redaktionsallianz

Die Berichterstattung wird jedenfalls bei sensiblen Themen oft nicht dem Anspruch der Objektivität gerecht. Aus Redaktionskreisen heißt es hinter vorgehaltener Hand dazu, dass eine grün-rote Allianz täglich gewissermaßen vorgibt, was von den politischen Nachrichten on Air gehen darf und vor allem mit welchem Zungenschlag. Das Meinungs-Regime geht so weit, dass es bürgerlich gewickelte Journalisten schon gar nicht mehr wagen, Einwände an der Berichterstattung und deren Tendenz anzubringen. Federführend sind neben Wolf vor allem Chefredakteur Fritz Dittelbacher sowie der Redaktionsbetriebsrat und Wirtschaftsjournalist Dieter Bornemann. Wann immer von außen auch nur eine sachliche Kritik an der Berichterstattung oder Einladungspolitik geübt wird, so wird diese wie eine Majestätsbeleidigung abgeschmettert.

Skandalisieren statt objektivieren

Welches Spiel getrieben wird, erfuhr vor einer Woche der im Abschiednehmen begriffene Landeshauptmann von Niederösterreich, Erwin Pröll. Anstelle in dem Interview eine Bilanz über eine der längsten Politikerlaufbahnen zu ziehen, versuchte Wolf nur jene Geschichte aufzuwärmen, die der linke Falter-Chefredakteur Florian Klenk mit der Pröll-Stiftung bereits zu skandalisieren versucht hatte. Bereits in der Sendung machte der noch immer mächtige ÖVP-Politiker klar, dass kritischer Journalismus ein unantastbares Gut der Demokratie ist, das bewusste Lancieren von Unterstellungen aber auch seine Grenzen haben müsse.

Familiäre Verflechtungen

Zu den Besonderheiten zählen im ORF auch verwandtschaftliche Verflechtungen. So hatte es Dittelbacher seinerzeit als er zum Chefredakteur bestellt wurde, zur Bedingung gemacht, dass seine Frau Lou weiterhin die ZiB 2 moderieren darf. Und dass Claudia Reiterer die Sonntag-Diskussionssendung „Im Zentrum“ leiten darf, wiewohl sie gleichzeitig die Ehefrau des Wahlkampfleiters von Alexander Van der Bellen und möglichen Nachfolgers von Eva Glawischnig an der Spitze der Grünen ist, ist eine klassische Unvereinbarkeit, die aber wie selbstverständlich geduldet wird. Und zum Beispiel dazu führte, dass letzten Sonntag die Sendung für eine öffentliche Parteiaussprache im zerstrittenen Grünen-Lager herhalten durfte.

ZiB nur noch ein Seniorenclub  

Als vor 53 Jahren die unabhängigen Tageszeitungen mit dem Rundfunkvolksbegehren die politische Landschaft Österreichs aufmischten und vor 49 Jahren der unabhängige ORF aus der Taufe gehoben wurde, war es damals Gerd Bacher mit einem Top-Team von Journalisten, der geradezu eine Informationsexplosion herbeiführte, die über die Landesgrenzen hinaus Beachtung fand. Mit dem Effekt, dass die Zeit im Bild um 19 Uhr 30 geradezu zu einem Muss-Programm für interessierte Bürger wurde. Heute ist diese Sendung, was die Seherstruktur betrifft, fast schon auf dem Niveau des mittlerweile eingestellten Senioren-Club gelandet. Und das auch mit einem geringen News-Wert. Den Qualitätsverlust beim ORF auf dem Informationssektor erkennt man auch daran, wenn man sich Diskussionssendungen im deutschen Fernsehen ansieht und diese mit Formaten der heimischen Anstalt vergleicht. Dann merkt man, dass am Küniglberg die Zeit stehen geblieben ist.

Krimischwemme und Schnulzenshows

Zu schaffen macht dem ORF aber nicht nur der Informationsbereich. Die beiden Hauptkanäle FS 1 und FS 2 sind längst nicht mehr einzigartig sondern zu Kopieranstalten degradiert. Das gilt vor allem für den Einser-Kanal, der, gäbe es nicht die Sportübertragungen, zu einem Programmplatz für billige US-Serien geworden ist und zudem so tut als gäbe es außer Krimis kaum noch andere Programmangebote. Beim Zweier-Kanal wiederum wechseln einander Schnulzenshows und Volksmusikabende ab, qualitätsvolle Kulturprogramm darf man mit der Lupe sorgen. Eine Ausnahme bildet da der Spartenkanal ORF III, allerdings mit der Einschränkung, dass man dort zwar gute und interessante Sendungen sieht, die aber fast alle schon einmal ausgestrahlt wurden und nur daran erinnern, dass der Österreichische Rundfunk früher einmal eine so genannten Herzeige-Anstalt war.

Fehlende Lichtgestalten

Der im vergangenen Jahr verstorbene ORF-Intendant und ÖVP-Politiker Kurt Bergmann hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein Bündnis mit den wichtigsten Chefredakteuren im Lande zu schließen, um für eine neuerliche Rundfunkreform die Trommel zu rühren. Trotz mehrerer Zusagen von Ex-Kanzler Werner Faymann und seinem Mastermind Josef Ostermayer wurde eine Reform vom Kanzleramt abgeblockt. Bergmanns Ziel war es, den ORF aus der Umklammerung der Parteisekretariate zu befreien sowie wieder zu einer Rundfunkanstalt mit Qualitätsanspruch und Niveau werden zu lassen. Damit wollte man insbesondere erreichen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem gesellschaftlichen Auftrag Rechnung trägt und sich deutlich von den nur am Kommerz orientierten privaten TV-Anstalten deutlich abhebt. Auch jetzt wäre ein Mann wie Bergmann wieder gefragt. Solche „Lichtfiguren“ sind derzeit allerdings bei keiner der Parteien erkennbar. Trotzdem wird sich beim ORF etwas ändern (müssen), um der Vielzahl von Herausforderungen am Mediensektor gerecht zu werden.

2 Kommentare

  1. Schwachsinn zum Quadrat
    Schwachsinn zum Quadrat

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