Donnerstag, 28. März 2024
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Islam: die gute und die schlechte Nachricht für Europa

Das neue Buch des französischen Bestsellerautors Michel Houellebecq sieht in acht Jahren einen Moslem als französischen Staatspräsidenten amtieren und die Elimination nicht-„rechtgläubiger“ Menschen von der „Islamischen Universität Sorbonne“. Nun, die Bevölkerungsentwicklung macht das wohl erst ein paar Jahre später zur zwingenden Konsequenz.

[[image1]]Aber in der Tat könnte der Triumph des Islams über das einstige Abendland auch schon in acht Jahren passiert sein: Denn die meisten Linksparteien sind ja so eingestellt, dass sie lieber den Kandidaten einer Moslempartei wählen als den einer anti-islamischen Partei.

Das ist logische Folge der Tatsache, dass sie in den letzten Jahren alle Islamkritiker intensiv als neonazistisch zu diskriminieren versucht haben. Das war zwar eine vordergründige Machterhaltungs-Strategie ohne jedes faktische Substrat. Inzwischen ist diese Behauptung aber in den Linksparteien zum nicht mehr hinterfragten Axiom und damit zur selbstgebauten Falle geworden.

Ähnliches spielt sich in Deutschland ab, wo die islamkritischen Kundgebungen ja gerade in den letzten Wochen immer mehr Zulauf haben. Wo aber (bis auf die CSU) alle Bundestags-Parteien ebenfalls den Fehler begehen, die Äußerung der rapide wachsenden Sorgen der Noch-Mehrheits-Bevölkerung als rechtsradikal zu denunzieren. Das ist übrigens auch parteitaktisch dumm. Denn selbstverständlich werden sich in den nächsten Jahren überall in Europa eigene Moslemparteien bilden. Damit wird die gegenwärtige Akkumulation von Moslems im roten und grünen Wählerlager der Vergangenheit angehören.

Manche Europäer glauben, solche Prognosen seien wie etwa jene der Konjunkturforscher reine Kaffeesudleserei. Das ist aber falsch, denn die Demographie geht – auch in Richtung Zukunft – von harten Fakten aus. Denn die Mütter der nächsten Generation sind da wie dort schon geboren. Oder eben nicht geboren. Und auch die Gebärfreudigkeit ist eine erstaunlich harte Konstante. Je gebildeter, je städtischer, je nicht-mulimischer Frauen sind, umso weniger Kinder haben sie. Seit Jahrzehnten. Und in allen europäischen Ländern. Damit ist es fast unvermeidlich, dass im Laufe dieses Jahrhunderts mehrere EU-Staaten eine moslemische Mehrheit bekommen werden.

Eine Religion wie jede andere?

Das heißt nun nicht, dass Europas Zukunft nur noch fatalistisch abgewartet werden kann. Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die noch immer beeinflusst werden könnten (etwa durch: betont liberal-demokratische Bildung, Stopp jeder weiteren Immigration, strenges Vorgehen gegen frauen- und verfassungsfeindliche Prediger, usw.). Freilich wird das nur dann geschehen, wenn sich Europas Regierungen, die EU und die Medien endlich der drohenden Entwicklung bewusst werden. Wenn sie nicht weiterhin in breitem Maßstab Verdrängung und Befassung mit Pseudoproblemchen der Realität vorzögen.

Andere wieder beschwichtigen, indem sie sagen: Der Islam ist eine Religion wie viele andere, das stört doch niemanden. Es ist doch im heutigen Europa auch ganz egal, ob man in EU-Ländern mit katholischer oder anglikanischer Mehrheit lebt, unter laizistischen Majoritäten oder solchen nordischer Nationalkirchen. Buddhistisch, islamisch, hinduistisch: alles eins.

Manche ganz konservativen Christen finden die rapide Zunahme des Islam in Europa sogar sehr erfreulich. Glaubt man im Islam doch wenigstens an einen Gott, werden doch dort Abtreibungen ebenso wie Homosexualität, Drogen ebenso wie Alkohol abgelehnt. Das mit der Frauenverschleierung wird als ein notwendiges Gegengewicht gegen allzu großen Exhibitionismus verstanden. Und dass man kein Schweinefleisch mehr bekommt, ist zwar traurig, aber aushaltbar. Tiefer geht ihre Analyse des Islams freilich nicht.

Militante Atheisten auf der anderen Seite sind wiederum so in ihrem Kampf gegen die einstige Vorherrschaft der katholischen Kirche verstrickt, dass sie gar nicht merken, dass sie gegen etwas kämpfen, was es gar nicht mehr gibt (oder was sich kaum mehr als in Gipfelkreuzen noch niederschlägt). Sie merken vor allem nicht, dass sie gleichzeitig Tür und Tor für eine viel größere Bedrohung öffnen.
Und von den (wirklichen) Neonazis gar nicht zu reden: Die sind allein deshalb für den Islam, weil dieser antisemitisch ist. Und für Christentum und Liberalismus haben Neonazis ja auch nichts über.

Die Geschichte des Islams

Historisch war der Islam jedenfalls über weit mehr als ein Jahrtausend die große Bedrohung des christlichen Abendlands:

• Er hat Millionen Christen (=Europäer) getötet, zwangsislamisiert oder als Sklaven genommen.
• Er hat (freilich unter Mitschuld katholischer Herrscher von Venedig bis Frankreich) das ganze orthodoxe Reich Konstantinopels erobert und islamisiert.
• Er hat in all seinen Ländern fast totalen Stillstand bei Wissenschaft und Forschung ausgelöst. Auch die einstigen medizinischen und kulturellen Errungenschaften des arabischen Raums hatten fast durchwegs christliche oder jüdische Wurzeln (wenngleich es aktuelle Propagandafilme anders darstellen).
• Er hat zuerst das christliche Palästina islamisiert und dann unzählige Kriege gegen die christlichen Länder Europas unternommen (gegen welche die Kreuzzüge geradezu harmlos wirken).
• Er hat selbst dort, wo er von manchen einäugigen Historikern als tolerant porträtiert wird, Christen und Juden immer nur als Menschen zweiter Klasse behandelt, die hohe Kopfsteuern zahlen mussten.
• Und das blutrünstige Unwesen der Al-Kaida und des „Islamischen Staats“ zeigt erst in den letzten Monaten mit besonders großer Anschaulichkeit, was so viele auch in Europa lebende Moslems für den wahren Inhalt ihrer Religion ansehen; sie können sich dabei ja auch auf immerhin 17 Mordaufrufe im Koran berufen.

Dennoch sind heute nicht Christen- und Judentum durch den Islam am meisten bedroht. Das ist vielmehr die gesamte westliche Zivilisation, der Menschheits-Fortschritt, der durch die Aufklärung erzielt worden ist.

Dessen wesentlichster Inhalt besteht nämlich in der Trennung zwischen Religion und Staat. Diese Trennung ist zwar schon im Neuen Testament zu finden (etwa: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“). Sie wurde aber einst von Konstantin beendet. Und hat lange vielen Christen Probleme bereitet. Sie ist jedoch nun schon seit vielen Generationen fast in der ganzen Welt Selbstverständlichkeit.

Nur in der islamischen nicht. Dort sind von Nigerias Nordprovinzen bis nach Malaysia Staaten zumindest teilweise ein bloßes Machtinstrument einer Religion. Es gibt viel zu viele Äußerungen von islamischen Exponenten, dass sie auch in Europa die Trennung Staat-Religion nur so lange akzeptieren, da der Islam hier in der Minderheit ist.

Diese Perspektive ist umso bedrückender, als für viele Moslems der Islam eine ausschließlich auf dem Text des Korans beruhende Religion ist. Dass dieser also auch 1400 Jahre nachher absolut wörtlich zu nehmen sei. Damit ist jede Interpretation, jede Lehre, jede theologische Weiterentwicklung, jede Beachtung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse, jeder Pluralismus strikt untersagt. Da es kein Oberhaupt des Islam gibt, haben dort auch die allerungebildetsten Prediger eine völlig gleichberechtigte Auftrittsmöglichkeit; jeder von ihnen kann sich aus dem Koran das heraussuchen, was ihm und seinen krausen Vorstellungen passt.

Was doch noch Hoffnungen lässt

Wird sich Europas Politik dieser Herausforderung stellen? Wird es sie zumindest erkennen? Man zweifelt. Die fast größere Hoffnung, dass es nicht so schlimm kommen wird, findet sich noch eher in den Moslems selber.

Denn diese sind untereinander wild zerstritten. Das zeigen nicht nur die vielen Kriege zwischen ihnen im Irak, in Syrien, in Afghanistan, in Pakistan, in Libyen. Das zeigen nicht nur die riesigen Unterschiede zwischen den mittelalterlichen Wahhabiten Saudi-Arabiens und den anscheinend recht toleranten kurdischen Moslems. Das zeigt vor allem die Tatsache, dass von den in Europa lebenden Moslems nur rund die Hälfte wirklich noch Moslems im skizzierten Sinne sind. Das kann man etwa an der Teilnahme am islamischen Religionsunterricht ablesen. Oder an Meinungsumfragen, bei denen immer nur rund die Hälfte der Moslems einen Vorrang der Scharia vor dem staatlichen Recht postulieren. Das zeigen auch die erfreulichen, wenn auch kleinen Initiativen, einen liberalen, einen europäischen, einen aufgeklärten, einen intellektuellen Islam zu entwickeln.

Das macht Hoffnung. Dass freilich rund die Hälfte der in Europa lebenden Moslems durchaus fundamentalistisch denkt, macht trotzdem große Angst. Diese wird auch nicht dadurch gemildert, dass für viele türkische, tschetschenische und arabische Zuwanderer der Islam eine emotionale Bindung an die alte Heimat bedeutet. Den sie oft gerade deswegen wiederbelebt haben.

 

Bild: tokamuwi  / www.pixelio.de

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