Dienstag, 23. April 2024
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Geheimdienstexperte: NSA-Schnüffelei könnte der US-Wirtschaft schaden

Die durch die Enthüllungen von Edward Snowden bekannt gewordenen Abhörpraktiken des US-Geheimdienstes NSA könnten nach Ansicht des führenden deutschen Experten auf dem Gebiet der Nachrichtendienste, Prof. Wolfgang Krieger, zum wirtschaftlichen Bumerang für die USA werden.

[[image1]]Nach Ansicht von Krieger, der 2011 gemeinsam mit drei Kollegen einen Studienauftrag zur Erforschung der Geschichte des deutschen Bundesnachrichtendienstes erhielt, störten sich an der US-Lastigkeit des Internets – so laufen etwa Mails innerhalb von Österreich über Server in den USA – immer mehr Menschen. Darunter würde das  Vertrauen in das so genannte Cloud Computing leiden, bei dem Daten aus Kostengründen auf Servern in den USA gespeichert werden. So könnte Schätzungen zufolge die Cloud Computing-Branche in den USA im Jahr 2016 Einnahmen in der Höhe von 35 Milliarden Dollar verlieren. „Es sind aber durchaus auch negative Auswirkungen auf die Softwareindustrie in Übersee denkbar, indem sich Konsumenten beim Kauf von US-Produkten zurückhalten“, erläuterte der Professor für Neuere Geschichte an der Philipps-Universität in Marburg kürzlich bei einem Vortrag in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Dass Europa den USA im Internet-Bereich in naher Zukunft aber Paroli wird bieten können, glaubt der Experte nicht. Dazu wären zu gewaltige Finanzmittel nötig.

Internet als potenzielles Schlachtfeld

Trotz der Empörung über die Schnüffelei  des US-Geheimdienstes speziell bei den Verbündeten in Europa geht Krieger davon aus, dass beim Ausspähen des Telefon- und Internetverkehrs auch weiterhin alles gemacht werden wird, was technisch möglich ist. „Schließlich sagte US-Präsident Obama vor dem Kongress, dass man sich nicht dafür entschuldigen werde, besser als andere zu sein.“  Gerade die NSA verfüge über ein riesiges Reservoir an Computerspezialisten, die aus finanziellen Gründen zwischen Geheimdienst und Privatwirtschaft hin- und herpendeln würden.

Aber nicht nur die USA, insgesamt 40 Länder weltweit hätten die militärische Fähigkeit zur Kriegsführung im Internet. Offensiv könnten in diesem Bereich aber nur die wenigsten Staaten werden. Allen voran in den USA sind laut dem Gemeindienstexperten rund 11.000 Soldaten und Zivilisten mit diesem Thema beschäftigt. Trotzdem würden die Staaten auch in Zukunft nicht gänzlich ohne klassische Spione aus Fleisch und Blut auskommen – insbesondere bei der Terrorabwehr. So würden bestimmte Terrorgruppen mittlerweile gänzlich auf Handy und andere moderne Kommunikationsmittel verzichten.

Factbox NSA

Die National Security Agency ist der größte Auslandsgeheimdienst der USA. Schätzungen zufolge arbeiten 40.000 Personen für die NSA, die über ein vermutetes Budget von 10,8 Milliarden Dollar verfügt. Die Organisation ist für die weltweite Überwachung, Entschlüsselung und Auswertung elektronischer Kommunikation zuständig und in dieser Funktion ein Teil der Intelligence Community, in der sämtliche Nachrichtendienste der USA zusammengefasst sind. Die NSA arbeitet mit Geheimdiensten befreundeter Staaten zusammen, insbesondere dem britischen Geheimdienst. Die über Zeitungen verbreiteten Enthüllungen von Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden lösten  im Sommer 2013 eine globale Überwachungs- und Spionageaffäre aus.

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