Freitag, 19. April 2024
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Wie viel sind Homepages wert?

Falls Sie, verehrte Leserin, geschätzter Leser, gerade den unbändigen Wunsch verspüren, die Website der Wirtschaftskammer Österreich erwerben zu wollen, dann müssten Sie – sofern WKO-Präsident Christoph Leitl überhaupt einverstanden wäre – etwas mehr als 182.000 Euro locker machen, eigentlich gar nicht so furchtbar viel.

Die Homepage der „Kronen Zeitung“ indes würde – die prinzipielle Verkaufsbereitschaft der jetzigen Eigentümer wiederum vorausgesetzt – schon weitaus mehr kosten, nämlich fast 1,3 Millionen Euro. Und das als noch deutlich wertvoller eingestufte Portal orf.at wird auf einen Kaufpreis von mehr als 15 Millionen Euro geschätzt – ungleich mehr als jene von ARD und ZDF.

Derartige Zahlenspielereien der interessanten Art macht die Internet-Adresse www.w3snoop.com möglich, die fein säuberlich die wichtigsten Kerndaten aller weltweiten Homepages auflistet und gratis zur Verfügung stellt – etwa die Unique Visitors, die die Anzahl der Personen, die in einem bestimmten Zeitraum, z.B. in einem Jahr, mittels eines Browers auf einem Computer eine Website über das Internet aufrufen. Oder die potenziellen täglichen, monatlichen und jährlichen Umsätze, die dort getätigt werden können. Und schließlich den hochgerechneten Wert jeder Homepage, der als eine Art Kaufpreis betrachtet werden kann. Wohlgemerkt, dabei geht‘s lediglich um die Website, nicht um den Firmenwert.

Als großer Sieger in diesem Welt-Ranking geht die Suchmaschine Google hervor, die jährlich 191 Milliarden Unique Visitors verzeichnet und auf einen täglichen Umsatz von 5 Millionen US-Dollar eingeschätzt wird. Ihre Site wird mit zwei Milliarden Dollar bewertet. Der von Larry Page und Sergey Brin gegründete Konzern in Mountain View/Kalifornien, in der „Fortune 500“-Liste auf Rang 40 gelistet, setzte zuletzt mit 53.600 Beschäftigten 71 Milliarden Dollar – ein Plus von 17 Prozent – und durfte sich über einen Profit in Höhe von 14,4 Milliarden freuen. Sein gesamter Marktwert liegt etwa bei 377  Milliarden Dollar (Stand: 31.03.2015) – womit bewiesen ist, dass die Homepage nur einen winziger Detailaspekt darstellt.

Österreich ist gar nicht so miserabel

Auf den vordersten Plätzen finden sich prominente Internet-Monumente wie Facebook, Youtube, Yahoo, Amazon, Wikipedia, Twitter, Linkedin und Ebay. Sie alle sind in unterschiedlichen Disziplinen die dominanten Kaiser im Netz, wiewohl kommerziell recht unterschiedlich unterwegs: von großartig (Microsoft) bis stark verbesserungswürdig (Linkedin). Als einziges Nicht-US-Unternehmen kann sich die chinesische Suchmaschine Baidu im Spitzenfeld behaupten. Sie liegt in dem von der Amazon-Tochterfirma Alexa Internet, Inc. publizierten Ranking auf Platz vier.

Nach den erfolgreichsten Suchmaschinen, Social Networks, E-Com- merce-Riesen und der Web-Enzyklopädie Wikipedia folgen etwa – mit Respektabstand – die mit 485 Milliarden US-Dollar Umsatz größte Firma der Welt (auf Platz 137) sowie sehr berühmteste multinationale Technologie-Companies: etwa Microsoft als Nummer 46, Apple an Position 48, Hewlett Packard erst an der 299. Stelle. Deren Bewertung fällt jedoch schon wesentlich bescheidener aus: Apple beispielsweise, das gemäß Börsenkapitalisierung wertvollste und umsatzmäßig fünfzehntgrößte Unternehmen am Globus, kommt lediglich auf 1,5 Milliarden Dollar. Die am höchsten eingestuften europäischen Websites gehören Ikea (Platz 195, Wert: 234 Millionen Dollar) und Hennes & Mauritz (Rang 525, Wert: nur noch fast 33 Millionen Dollar).

Der Internet-Auftritt der EU-Kommission (ec.europa.eu) und die Website des Europa-Parlaments (europarl.europa.eu) rangieren laut Alexa weit abgeschlagen auf den Plätzen 810 bzw. 816 und werden jeweils mit 27 Millionen US-Dollar ausgepreist. Immerhin schneiden die beiden um Häuser besser ab als die Netz-Präsenz von UNO, Weltbank und Internationalem Währungsfonds. Und wo rangiert Österreich? Von den rot-weiß-roten Homepages können vor allem der ORF (orf.at), willhaben.at, derstandard.at, redbull.com und krone.at halbwegs mithalten: Sie spielen immerhin in derselben Liga wie der Disney-Konzern, die Lufthansa oder Toyota und halten bei einem – freilich nur theoretischen – „Marktwert“ zwischen 15,3 und 1,3 Millionen Dollar. Eine noch deutlich geringere Netz-Affinität wird u.a. dem Kristall-Spezialisten Swarovski, den ÖBB, Austrian Airlines, den beiden Möbelriesen Kika und XXXLutz sowie den heimischen Industriekonzernen Voestalpine und OMV attestiert: Deren Websites werden in der Bandbreite zwischen rund 200.000 und 25.000 Dollar eingestuft. Interessant jedoch, dass beispielsweise Swarovski auf Rang 11.039 sensationellerweise noch vor internationalen Topkonzernen wie Mercedes- Benz, Rolex, Shell und Boeing platziert ist.

Im Übrigen liegt die Website des Wiener Finanzministeriums, fast gleichauf mit dem WKO-Portal, laut Alexa-Ranking an 26.540. Stelle, was gar nicht so miserabel ist. Wer sie unbedingt kaufen möchte, müsste rund 184.000 Euro berappen. Davon kann Werner Faymann nur träumen, denn seine Homepage www.bka.gv.at muss mit Platz 77.281 Vorlieb nehmen und kommt nicht einmal auf 60.000 Dollar Schätzwert – wenigstens kann der Kanzler seine deutsche Kollegin Angela Merkel (bundeskanzlerin.de) klar abhängen. Die Internet-Präsenz der österreichischen Parteien schließlich ist ganz und gar nicht überwältigend: Während die SPÖ-Site mit 5,5 Millionen Unique Visitors im Jahr noch auf 18.000 Dollar eingeschätzt wird und damit die der FPÖ (ca. 11.900 Dollar) schlägt, kommt die Volkspartei jährlich bloß auf 1,2 Millionen Unique User, womit ihre Homepage erschwingliche 3.880 Dollar wert wäre. Noch schlimmer dran ist der Gewerkschaftsbund, auf dessen Page nicht einmal eine Million Menschen im Jahr vorbeischaut. Der geschätzte „Preis“ der weltweiten Nummer 891.411: matte 3.000 Dollar.

Eine nicht unwesentliche Anmerkung zum Abschluss: Die genannten Summen sind naturgemäß keine statischen Werte, sondern ändern sich in Permanenz – nach oben oder nach unten. So etwa konnte die Site whatsapp.com sogar binnen weniger Wochen ihre Einschätzung von rund 89 auf 105 Millionen Dollar verbessern. Auch Ebay, Zalando und Willhaben verspürten diesbezüglich in jüngster Vergangenheit einen merklichen Aufwärtstrend, ebenso das Reiseportal booking.com, das seit Juni um stolze 83 Millionen auf 1,8 Milliarden Dollar upgegradet wurde. Anderseits bekamen etliche Websites zuletzt das Gegenteil zu spüren:  gmail.com beispielsweise verlor im Blitztempo gleich 100 Millionen Dollar an Wert, der chinesische E-Commerce-Laden Alibaba baute um 46 Millionen ab, und für Cartier oder Pfizer lief es ebenso miserabel wie für die Website von Finanzminister Hans-Jörg Schelling: Diese verlor nämlich in wenigen Wochen 7.700 Dollar an Wert.


 

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