Freitag, 29. März 2024
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„PISA-Unfug“: Reiche werden bei Noten NICHT bevorzugt

Eine OECD-Sonderauswertung von PISA-Ergebnissen behauptet, Österreichs Lehrer würden reiche Kinder bei der Notengebung massiv bevorzugen. Tatsächlich ignoriert die Studie die Korrelation von schulischem bzw. beruflichem Erfolg und Intelligenz – und deren hohen Erblichkeitsfaktor.

[[image1]]Unsere nach Ungerechtigkeitsmeldungen süchtige Gesellschaft hat einen neuen Buh-Mann ausgemacht: Den Lehrer. Besonders österreichische Pädagogen sollen reichere Kinder bei der Notenvergabe bevorzugt haben. Weil Schüler aus beruflich erfolgreicheren Elternhäusern in PISA-Studien über Jahre hinweg bessere Noten schreiben, und alle Menschen theoretisch gleich talentiert sein müssten, schloss man, dass es halt die Pädagogen gewesen sein müssten, die die Noten der „Rich Kids“ hinaufkorrigiert hätten.

Lehrer tolerant, (links-)liberal

Gerade der Berufsstand der Lehrer zeichnet sich auf der ganzen Welt aber durch überdurchschnittliche Toleranz, Weltoffenheit und politischen (Links-)Liberalismus aus. Der kaum verhohlene Vorwurf, Österreichs Lehrer-Kaste diskriminiere bewusst ganze „Bevölkerungs-Klassen“, steht auch aus dieser Sicht auf mehr als wackeligen Beinen.

„Allgemeine Intelligenz sagt Berufserfolg vorher[1]

Die Korrelationen zwischen Intelligenz und Schulerfolg gehört zu den höchsten in der psychologischen Diagnostik[2], für Schulnoten liegt sie laut American Psychological Association[3] bei r = 0.50, für Schulerfolg bei r=0.55. Die „höchste abgeschlossene Ausbildung bis 40“ korreliert mit Intelligenz (0.7) mehr als eindeutig[4].

Auch beim beruflichen Erfolg spielt der IQ eine große Rolle. Professor Kramer von der Uni Bonn verdichtete 2009 in einer aufsehenerregenden Metastudie 244 (!) Intelligenz-Studien von 1928 bis 2006[5] zu eindeutigen Meta-Aussagen[6]: Danach korreliert Intelligenz mit beruflicher Lernleistung sehr stark (r=.62), ebenso mit Einkommen (0.35) und beruflichem Erfolg (0.33)[7]. Entgegen oft gebrachter Einwände, solche Tests wären wenig valide, zeigte sich, dass gerade Intelligenztests zu den Testverfahren mit der höchsten Validität gehören.

Erfolg nicht eindimensional messen

Freilich ist der Rückkehrschluss, jemand mit geringem Einkommen wäre weniger intelligent, dadurch nicht zulässig. Denn das Kriterium des „Erfolges“ ist hier sehr eindimensional formuliert. Es berücksichtigt nicht, dass in einer Wohlstandsgesellschaft viele Menschen gar nicht mehr nach hohem Einkommen trachten – sondern nach Parametern wie Lebensqualität, Freizeit, Sicherheit oder Erfüllung aus der Tätigkeit selber. Ganz zu schweigen von sozialen Fertigkeiten wie Fleiß und Verkaufsgeschick.

Tagesspiegel: „Intelligenz ist erblich[8]

Der Grundtenor der Wissenschaft ist eindeutig: Intelligenz ist erblich. Je älter Menschen werden, desto größer ist der Einfluss ihrer Gene. Die naive Hoffnung der 1970er Jahre, bei entsprechender Förderung könnten selbst Hilfsarbeiter Uniprofessoren werden, hat sich leider als Märchen herausgestellt. „Der Durchschnitts-IQ von naturwissenschaftlichen Akademikern liegt 30 Punkte über dem von Packern“, so der Wissenschaftspublizist Dieter Zimmer[9].

Was Menschen – privat gefragt – als selbstverständlich ansehen, die Erblichkeit von Merkmalen, wird vom linken Mainstream schon im Keim als „Biologismus“ abgekanzelt, und der öffentliche Diskurs zu diesem Thema damit offiziell verboten. Dabei ist die Erblichkeit der biometrischen Intelligenz (des IQ) fast so hoch wie die von Körpergröße, Statur oder Blutgruppe – nämlich 70 bis 85 Prozent. In der Mittelschicht (ca. 60% der Bevölkerung) sind 72% der für die Intelligenz verantwortlichen Eigenschaften erblich bestimmt[10].

Sozialer Status erblich

Auch beruflicher Erfolg ist dem Erbgut der Eltern stark geschuldet (nicht nur, zum Glück). Nach Schmidt und Hunter (USA, 1998) korrelieren Intelligenz und berufsbezogene Lernleistung mit 0.56, Arbeitsleistung mit 0.51.

Weltweit rekrutieren sich die Schüler von Hochbegabten-Schulen fast ausnahmslos aus Mittel- und Oberschicht. Aber nicht weil andere Kinder an der Schulpforte abgewiesen oder von brutalen Lehrern bewusst diskriminiert und ausgegrenzt worden wären, sondern weil sie ihre überdurchschnittlichen Talente von ihren Eltern geerbt hatten – und diese ihren Eltern zu überdurchschnittlichem Einkommen verholfen hatte.

Wer jetzt eins und eins zusammenzählt – den Einfluss von Intelligenz auf Noten und Einkommen, und dessen hohe Erblichkeit – der kann die Verschwörungstheorie, Österreichs Lehrer würden Schüler aufgrund ihrer Herkunft bewusst diskriminieren, nicht mehr aufrechterhalten.

 


[1] Wirtschaftspsychologie aktuell, 5.5.2009

 

[2] Psychologische Rundschau. 2/2007, S. 132

 

[3] In: Herrnstein, Richard, Murray Charles (1994): The Bell Curve – Intelligence and Class Structure in America

 

[4] Jens B. Asendorpf: Persönlichkeitspsychologie, 2009, S. 80

 

[5] Kramer, J. (2009). Intelligenz und Berufserfolg: Metaanalytische Aggregationen empirischer Studien aus Deutschland.

 

[6] Intelligenzfaktoren waren (nach dem Berliner Intelligenzstrukturmodell) Verarbeitungskapazität, und-geschwindigkeit, Einfallsreichtum und Merkfähigkeit.

 

[7] Durch die Stichprobengröße von insgesamt 30. 450 Personen ,

 

[8] „Intelligenz ist erblich“, Der Tagesspiegel, 14.1.2012

 

[9] In seinem Buch „Ist Intelligenz erblich? Eine Klarstellung“, im Tagesspiegel folgte ein berühmter Artikel

 

[10] Laut Turkheimer, In: Weiss, Rick: Genes’ Sway Over IQ May Vary With Class. In: The Washington Post, 2. 9. 2003; Seite A01

 

Bild: Jörg Willecke / pixelio.de/ © www.pixelio.de

 

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