Freitag, 19. April 2024
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Die Auf-, Ab-, Um- und Aussteiger des Jahres

Das US-Nachrichtenmagazin „Time“ kürt alljährlich die „Person of the Year“ – nach Papst Franziskus fiel die Wahl diesmal auf jene Menschen, die beherzt gegen die Ebola-Seuche ankämpfen. Barbara Walters indes ernannte die schöne Anwältin Amal Clooney, geborene Alamuddin, auf ABC zur „faszinierendsten Person des Jahres“.

[[image1]]Für das österreichische Wirtschaftsmagazin „trend“ wiederum ist KTM-Boss Stefan Pierer der „Mann des Jahres“. Die EU-Infothek hat schließlich analysiert, wer heuer in den drei Kategorien Welt, Europa und Österreich besonders aufgefallen ist – positiv, aber auch negativ. Hier sind die Ergebnisse:                                

DIE AUFSTEIGER:

WELT: Shinzo Abe. Japans Premier hat die vorgezogenen Neuwahlen am letzten Sonntag klar gewonnen: Die liberaldemokratische Partei LPD verfügt über eine absolute Mehrheit im japanischen Unterhaus und wird sich mit ihrem Koalitionspartner, der buddhistisch-konservativen Komeito, sogar eine Zweidrittelmehrheit sichern. Abe kann daher gestärkt gegen die Wirtschaftskrise ankämpfen und muss dabei die Tauglichkeit des nach ihm benannten Reformkurses „Abenomics“ unter Beweis stellen. Ob er dem Land wieder den einstigen Glanz sichern kann, ist allerdings sehr fraglich.

EUROPA: Jean-Claude Juncker. Die neue Nummer Eins in Brüssel hat sich vorgenommen, die Union aus ihrem Dämmerschlaf herauszuführen, was nur mit neuen Strategien und einer schlagkräftigen EU-Kommission möglich sein wird. Der Luxemburger Ex-Premier ist zwar ein erfahrener Polit-Fuchs mit optimaler Vernetzung, aber ob er noch genügend Durchschlagskraft aufzubringen vermag, wird man frühestens im kommenden Jahr abschätzen können. Erst dann wird klar sein, wie er sich gegen Alphatiere à la Angela Merkel, Matteo Renzi & Co. macht.

ÖSTERREICH: Sebastian Kurz. Als jüngster Außenminister der Welt hat er sich am internationalen Parkett bislang hervorragend geschlagen – selbst wenn er Auftritte mit John Kerry, Sergej Lawrow oder Frank-Walter Steinmeier zu absolvieren hatte. Seine Popularitätswerte im Land sind ausgezeichnet, weil sein Talent offenbar geschätzt wird und er auch inhaltlich bestens rüberkommt. Der erst 28-jährige Kurz verpasst seiner Partei so nebenbei ein ungewohnt frisches Image und gilt als die große Zukunftshoffnung der ÖVP. Hoffentlich lässt er sich nicht verheizen…

DIE ABSTEIGER:

WELT: Barack Obama und Wladimir Putin. Der amerikanische Präsident und der Kreml-Chef sind die großen Verlierer des Jahres 2014. Der eine ist in seiner letzten Amtsperiode zur „lahmen Ente“ geworden und hat sein Ansehen verspielt – nicht nur deshalb, weil die US-Staatsschulden innerhalb von sechs Jahren von 10,6 auf 18 Billionen (!) Dollar gestiegen sind. Der andere wiederum hat sich als aggressiver Kriegstreiber betätigt und sein Land nicht bloß in die politische Isolationen, sondern auch in eine gespenstische Wirtschaftskrise geführt. Fazit: der amerikanische „Time“-„Man of the Year 2012“ und der russische „Time“-Held 2007 sind out.

EUROPA: Francois Hollande. Der französische Präsident hat sich im auslaufenden Jahr endgültig ins politische Jenseits katapultiert. Die einstige Hoffnung der europäischen Sozialdemokratie erwies sich nämlich rundum als eine politische Nullnummer, nach der im Lande kein Hahn mehr kräht. Die Grande Nation musste erkennen, dass Monsieur Le President lediglich eine petit Numéro ist und bestenfalls mit privaten Eskapaden aufzufallen vermag. Alles deutet darauf hin, dass Hollande bei den nächsten Wahlen in der Versenkung verschwinden wird.

ÖSTERREICH: Werner Faymann. Die Performance des Bundeskanzlers war 2014 alles andere als berauschend. Speziell seitdem er es mit dem schwarzen Vizekanzler Reinhold Mitterlehner zu tun hat, wirkt der Regierungschef noch defensiver als früher. Als Hauptverantwortlichem wird ihm etwa angelastet, dass die Regierung der Republik das Hypo-Fiasko eingebrockt, ansonst jedoch herzlich wenig weitergebracht hat. 2015 muss Faymann höllisch Gas geben: Nur wenn die rot/schwarze Koalition Erfolge vorweisen kann, darf er ihr Chef bleiben.

DIE UMSTEIGER:

WELT: Janet Yellen. Die frühere Vice-Chairwoman ist im Februar zwar bloß Präsidentin der Federal Reserve geworden, aber das war dennoch ein gewaltiger Karrieresprung: Als Nachfolgerin von Paul Volcker, Alan Greenspan und Ben Bernanke bekleidet die gelernte Wirtschafts-wissenschafterin nunmehr eine zentrale Position in der internationalen Finanzwelt. Sie ist für die Geld- und Währungspolitik der Vereinigten Staaten zuständig und zählt als Chefin der US-Notenbank zu den weltweit wichtigsten Player – ihre Performance kann sich jedenfalls sehen lassen.

EUROPA: Frans Timmermans. Der frühere holländische Außenminister  schaffte den Sprung ins europäische Rampenlicht, als er zur allgemeinen Überraschung als Erster Vizepräsident der EU-Kommission bestellt wurde. Der Sozialdemokrat, der 1998 erstmals als Abgeordneter im Parlament gesessen war, aber europaweit nie besonders aufgefallen ist, spielt  in Brüssel nunmehr eine strategisch äußerst wichtige Rolle – als zweiter Mann hinter dem Konservativen Juncker. Auf den 53-Jährigen wartet eine riesige Herausforderung, für die er viel Erfahrung benötigen wird.

ÖSTERREICH: Hans-Jörg Schelling. Der bisherige Möbel-Manager (Leiner/Kika und XXXLutz), WKO-Vizepräsident und Vorsitzende des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger ist Anfang September am Zenith seiner beruflichen Laufbahn angelangt: Der neue Finanzminister, der sich so nebenbei als Winzer verdingt, macht bislang nicht nur dank seiner Gardemaße in der Politik eine gute Figur, sondern überzeugt auch mit seiner Rhetorik. Die politische Meisterprüfung wird er allerdings erst schaffen, wenn er eine vernünftige Steuerreform auf die Reihe bringt.

DIE AUSSTEIGER:

WELT: Manmohan Singh. Der langjährige Premierminister Indiens trat im Frühjahr 2014 nach einer Dekade an der Spitze des Subkontinents alters-bedingt ab. Der 82-jährige Langzeit-Politiker, der schon 1991 Finanzminister gewesen war, machte einem Jüngeren Platz – zwar nicht dem von ihm favorisierten Rahul Ghandi, einem Spross der legendären Polit-Clans, sondern dem 64-jährigen Narendra Modi von der oppositionellen Bharatiya Janata Party (BJP), die einen erdrutschartigen Wahlsieg schaffte. Der legendäre Singh ist damit endgültig Geschichte.

EUROPA: José Manuel Barroso. Der 58-jährige Portugiese hat immerhin zehn Jahre lang die erste Geige im EU-Headquarter spielen dürfen, wobei sich der einstige Ministerpräsident seines Landes nicht immer als großer Macher bewährt hat. Er hat rasch erkennen müssen, dass er machtmäßig in einer anderen Klasse angesiedelt ist wie Barack Obama, Xi Jinping oder Wladimir Putin. Allerdings brachte er seine Amtszeit durchaus mit Anstand hinter sich und darf sich seit seinem Ausscheiden im November vom langjährigen Stress erholen – wir gönnen es ihm.

ÖSTERREICH: Michael Spindelegger. Der frühere Vizekanzler schmiss seinen Job im August entnervt hin und kehrte der Politik den Rücken – Respekt und Gratulation! Der stets nicht besonders glücklich agierende Ex-ÖVP-Chef hatte den Rückhalt in seiner Partei verloren, weil ihm die Dreifach-Belastung als Parteiobmann, Vizekanzler und Finanzminister offenbar zu viel geworden ist. Seine berufliche Zukunft ist zwar noch ungewiss, doch die Volkspartei verspürt mittlerweile wieder Aufwind und bemüht sich um ein klareres Profil – Spindelegger schaffte das nicht…

 

 

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